26. Februar 2024

Aus meiner Puppenreparaturwerkstatt: Mia-Maria

Luises Puppe Mia-Maria ist ein gut erhaltenes Erbstück der Familie, das der Zahn der Zeit lediglich am linken Auge angeknabbert hatte. Der Rest war intakt und die Reparatur erschien auf den ersten Blick easy: Kopf lösen, neu mit Stoff beziehen und ein neues Gesicht gestalten. Aber natürlich weiß ich nie, wie eine Puppe gebaut ist und ob das alles so möglich ist, wie ich es mir vorstelle. Aber der Reihe nach.

Bei Mia-Maria entfernte ich zuerst das Haarkäppchen, um es später wiederzuverwenden. Für den Fall, dass der Kopf sich nicht vom Körper trennen ließe, entfernte ich zunächst vorsichtig den alten Stoffbezug und schnitt ihn am Hals ab. Und siehe da, beim Öffnen der Schulternaht zeigte sich, dass Kopf und Rumpf ein Teil und die Arme zudem fest mit dem Rumpf verbunden waren. Das machte die Sache weitaus komplizierter, denn ich musste den Kopf lassen, wo er war, und ihn dort neu mit Stoff beziehen. Dafür war es wichtig, den neuen Stoffbezug auf den Millimeter genau zuzuschneiden und supersauber am Kopf anzubringen, damit vor allem der Übergang zum Rumpf glatt aussieht. Wie genau ich das gemacht habe, würden den Rahmen hier sprengen … Als das geschafft war, konnte ich die Augen und den Mund neu sticken (statt sie wie ursprünglich zu malen) und das aufgebürstete Haarkäppchen wieder anbringen. Dazu eine feine Spange mit Pünktchen und Mia-Maria war bereit für die Rückreise zu Luise.

Diese Reparatur ist ein gutes Beispiel dafür, wie schwierig es ist, im Voraus einzuschätzen, wie aufwendig ein Vorhaben ist und wie hoch entsprechend die Kosten sein werden. Bei Reparaturen rechne ich einen festen Stundensatz ab und hier habe ich weit länger gewerkelt, als ich es der Kundin in Rechnung gestellt habe, auch um den Preis im Rahmen zu halten. Das war ok für mich, denn Reparaturen machen mir Freude und ich lerne viel dabei.

Wenn ihr eine Puppe habt, die eine Reparatur, Erneuerung oder ein Glow-Up braucht, schickt mir eine Mail an hello@mariengold.net, am besten gleich mit aussagekräftigen Bildern, damit ich mir schon einmal einen Eindruck verschaffen und euch ein maßgeschneidertes Angebot machen kann. Langes Leben für die Puppen liegt mir am Herzen, deshalb helfe ich von Herzen gern weiter.

Alle Details zu meinem Reparaturangebot findet ihr hier, weitere Beiträge zum Thema hier.


23. Januar 2024

Aus meiner Puppenreparaturwerkstatt: Ronja

Die Puppe Ronja ist ein 30 Jahre altes Erbstück, gemacht von einer Mutter für ihren Sohn, der die Puppe jetzt an sein eigenes Kind weitergeben wollte. Die Mutter bzw. Großmutter war schon länger verstorben und hatte ihre Enkeltochter nicht mehr kennengelernt. Damit die Enkeltochter etwas von der Oma bekommt, sollte die Puppe in ihre Hände übergehen. Aber bevor Ronjas zweites Leben mit dem zweijährigen Kind beginnen konnte, brauchte die Puppe eine Überarbeitung und Auffrischung, denn sie hatte ein paar Schwachstellen und vor allem sollte das Haar anders werden.

Dafür entfernte ich zuerst den alten aufgestickten Haarschopf mit Schere und Pinzette (was immer länger dauert, als man denkt). Dann flickte ich die offenen Stellen am Körper und bezog die Hände neu mit Stoff, denn der alte war dünn geworden und hatte schon Laufmaschen. Außerdem band ich den Hals noch einmal ab, damit er fester wurde und der Kopf mehr Kontur erhielt. Dann durfte die Familie eine neue Haarfarbe auswählen. Blond sollte es werden, nur welches genau? Auf dem Bild sieht man gut, wie unterschiedlich die drei verschiedenen Farbtöne wirken. Es wurde dann Strohblond, dazu gab es ein neues Kleiderset in Gelb und Grün und fertig war die neue Ronja.

Ich dachte bei der Aktion auch an die Frau, die die Puppe ursprünglich einmal gemacht hatte, und fragte mich, wie sie das Umstyling wohl finden würde. Dabei konnte ich nicht anders, als mir vorzustellen, wie sie mir von oben zulächelte und sich freute und dankbar war, dass sie und ihre Enkeltochter über die aufgearbeitete Puppe eine Verbindung haben würden.

Wenn ihr eine Puppe habt, die eine Reparatur, Erneuerung oder ein Glow-Up braucht, schickt mir eine Mail an hello@mariengold.net, am besten gleich mit aussagekräftigen Bildern, damit ich mir schon einmal einen Eindruck verschaffen und euch ein maßgeschneidertes Angebot machen kann. Langes Leben für die Puppen liegt mir am Herzen, deshalb helfe ich von Herzen gern weiter.

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17. Januar 2024

Wieder ein glückliches Flickwochenende auf dem Land (und ein Puppenreparierliebe-Update)

Letztes Jahr hat es uns so gut gefallen, dass meine Freundin Julia und ich gerade wieder zu Gast im wunderschönen Landhaus MariaMaria in der Priegnitz in Brandenburg waren, wo es eine neue Ausgabe des Workshops „Wear it + Repair it“ mit der Textilkünstlerin Doris Runge gab. Wieder zwei Tage nähen, stopfen, flicken, stricken und neu machen, dazu köstliche Speisen, Spaziergänge, Austausch, gute Laune und sich vom bollernden Ofen durchwärmen lassen. Es war wieder die perfekte kleine Kreativ-Auszeit mitten im Winter und ich freue mich jetzt schon auf nächstes Mal.

Im Gepäck hatte ich erneut meinen weißen Lieblingspullover, den ich letztes Mal schon fleißig geflickt und bestickt hatte und der in der Zwischenzeit unter dem Namen Konfettipullover noch mehr zum Lieblingspullover geworden war. Er sollte weitere Konfetti bekommen. Außerdem reparierte ich einen feinen Baumwollschal mit goldenem Nähgarn und dachte dabei an Kintsugi, die traditionelle japanische Reparaturmethode für Keramik, bei der Bruchstücke mit Goldlack wieder zusammengefügt werden, so dass die Bruchlinien deutlich sichtbar bleiben und zu etwas Kostbarem und Schönem werden.

Die Narbe als Erfahrung, die Gold wert sein kann, hat mich auch das ganze letzte Jahr mit Mariengold beschäftigt. Das Flickwochenende mit Doris war damals Auftakt für einen neuen Schwerpunkt meiner Arbeit als Puppenmacherin. Seitdem habe ich viele, viele Puppen repariert, aufgearbeitet, erneuert und verschönert, ein professionelles Angebot für meine Kundin*innen aufgesetzt und mit meiner Freundin Laura einen ersten Puppen Repair Circle veranstaltet. Dabei habe ich unfassbar viel gelernt, nicht nur über Puppen und Puppenmachen, sondern vor allem über das Menschsein.

Denn jede Puppe, die zerliebt und zerlumpt zu mir kommt, hat eine Geschichte. Manchmal erfahre ich diese im Vorfeld, manchmal erspüre ich sie mit Herz und Händen, ohne dass ich Genaueres weiß. Neben viel Können und Handwerk ist es auch eine energetische Arbeit. Es kam vor, dass es nur den liebevollen Blick einer außenstehende Person (die ich war) brauchte, um eine Puppe wieder ins Leben und in die Familie zu bringen. Ein anderes Mal reichten eine neue Haarfarbe, ein mutiger Schnitt und der Austausch eines völlig desolaten Körperteils oder auch nur ein herzförmiger Flicken auf der Brust. Die längste Reparatur dauerte einen ganzen Tag und fühlte sich an wie eine OP am offenen Herzen, von der ich am nächsten Tag sogar Muskelkater hatte.

Die Puppen erzählen mir ihre Geschichten, ich bringe meine ganz eigene Geschichte mit (die mich nicht zuletzt zu dieser Arbeit gebracht hat) und in der Begegnung in der Reparatur können sich diese Geschichten wandeln. Narben mögen zurückbleiben, aber sie zeugen von Heilung, Wertschätzung und Liebe – und das ist pures Gold.

All das ging mir beim Workshop in der Priegnitz durch den Kopf. Ich gestand mir zwar im Stillen ein, dass das Flicken von Kleidung zwar sinnvoll und nachhaltig, aber nicht so sehr meins ist, spürte dafür aber umso mehr die Verbindung zu meinem eigentlichen Handwerk und freute mich auf ein weiteres Jahr mit meinem Herzensthema und alles, was ich lernen und erfahren würde über Puppen und Menschen.

Ihr dürft also sehr gern weiterhin Reparaturanfragen stellen und mir, falls ihr lieber selbst Hand anlegen wollt, Bilder von euren kleinen Patient*innen schicken, damit ich aus der Ferne helfen kann. Ich werde weiter dokumentieren und teilen, was ich in meiner Reparaturwerkstatt mache, und sicher auch das ein oder andere DIY veröffentlichen.

Und 2024 soll es auch wieder einen Puppen Repair Circle geben, allerdings steht noch kein Termin fest, auch weil ich noch nach einem Ort und Rahmen suche, der mir erlaubt, es möglichst kostengünstig anzubieten. Wenn ihr mir hier oder bei Instagram folgt, könnt ihr es nicht verpassen.

Mein Reparaturangebot findet ihr hier, Einblicke in meine Puppenreparaturwerkstatt mit vielen Vorher-Nachher-Bildern hier, mein Kursangebot mit den aktuellen Terminen hier und unsere Podcast-Folge „Neues Leben für die Puppen: Über Reparaturen, Glow-Ups und Abschiede“ hier.


22. November 2023

Ein Nachmittag für unverdrossene Herzen (Puppen Repair Circle 2023)

Seit Laura und ich vor bald zwei Jahren unsere Podcast-Folge über Reparaturen gemacht haben, hatte ich große Lust auf einen Repair Circle für Puppen und Stofftiere in Berlin. In der Zwischenzeit besuchte ich selbst Workshops, lernte und übte, reparierte zahlreiche Puppen für Kundinnen und die Vorfreude wuchs stetig, auch weil es ein neues Format und eine willkommene Abwechslung zu meinen regulären Kursen war.

Am Samstag war es soweit, Laura begleitete mich, und im Dämmerlicht des Berliner Novembers öffneten wir Tür und Herz für unsere Teilnehmerinnen mit ihren kleinen Patient*innen. Mit meinem Handwerkszeug, Büchern, Knowhow und Material für alle möglichen Reparaturvorhaben war ich gut ausgestattet und vorbereitet. Worauf ich dagegen nicht wirklich gefasst war: wie nah einem diese Arbeit gehen kann, auch und gerade in einer Gruppe von Gleichgesinnten.

Denn Puppen zu reparieren und aufzuarbeiten, ist etwas völlig anderes als sie frisch anzufertigen. Beides tut gut, löst Gefühle aus, und ist erfüllend, aber so ein zerliebtes Wesen mit Löchern und Falten, losen Gelenken und Wackelkopf, Narben und dünn gewordener Haut, müden Knochen und schütterem Haar ist schon ganz schön nah an der menschlichen Realität dran und schleicht sich direkt in den Winkel des Herzens, der Schmerz, Verletzlichkeit und tiefes Mitgefühl mit den Verwundungen des Lebens kennt.

Was in Erinnerung bleiben wird:

Der Korb mit bedürftigen Puppen aus der Community, die zu reparieren sich zwei Teilnehmerinnen, die ohne eigene Projekte gekommen waren, bereit erklärt hatten. Am Ende waren alle Puppen rundum versorgt, aufgehübscht und mit Liebe bedacht und konnten zwei Tage später zu ihren Familien zurückkehren. Danke, liebe Elke und liebe Katrin!

Der Teddy, handgenäht von der Uroma aus Originalstoffen von Steiff, der an der Tür unserer temporären Reparaturwerkstatt abgegeben und wieder abgeholt wurde, weil sein Kind ihm keine Reise im Paket zumuten wollte.

Das wunderschöne Püppchen mit Kakaoschnute, das Katrin in einer Kiste mit aussortiertem Spielzeug auf der Straße gefunden hatte. Sie brachte es bereits gewaschen mit, wir arbeiteten es auf und überlegten in der Runde, wie es mit ihm weitergehen sollte. Schließlich fand es ein neues Zuhause in einem Kindergarten, der es trotz der Kakaoschnuten-Flecken aufnehmen wollte.

Heidi, die die Zeit nutzte, um ihren vor Jahren in Lauras und meinem Filzkopfkurs angefertigten Kopf zu einer vollständigen Puppe zu vervollkommnen.

Mutter und Kind, die unangemeldet in der Tür standen, einen fadenscheinigen Bären im Gepäck, der vor vielen Jahren ebenfalls ein Straßenfundstück (in Budapest!) gewesen war und jetzt der liebste Freund des kleinen Jungen. Laura nahm sich beherzt der Sache an und zu dritt fanden sie eine Lösung, das Leben des Bären um Jahre zu verlängern, hier schreibt sie über diese Begegnung.

Annette hatte auch ihr Kind dabei sowie die Puppe Gretel, die sie vor über zehn Jahren bei mir im Kurs gemacht hatte. Nach all den Jahren und großer Tochterliebe war das Gesicht mit vielen kleinen Löchern übersät, aber es durfte nichts groß Veränderndes daran gemacht werden (darauf passte die Tochter auf). Was aber ging, waren Stoffflicken auf den Wangen, die Gretel einen einzigartigen Look verliehen.

Kathrins Kindheitspuppe, die nach fast 40 Jahren einen neuen Haarschopf bekam. Die zerschmusten Hände der Puppe zeugten davon, wie wichtig sie einmal für Kathrin gewesen war. Mit dem neuen Haar darf sie jetzt mit ihren Kindern weiterspielen.

Es war ein besonderer Nachmittag, der noch immer nachklingt, ein offener, warmer Raum für Begegnung und Wertschätzung, für Puppen- und Menschenliebe. Nächstes Jahr möchte ich ihn wieder anbieten, Termin folgt demnächst. Wenn ihr jetzt schon Lust und Interesse habt, konnt ihr euch mit einer kurzen Mail an hello@mariengold.net bereits unverbindlich vormerken lassen.

Alle Details zu meinen Kursen findet ihr hier, mein Reparaturangebot hier, Einblicke in meine Puppenreparaturwerkstatt hier.


15. November 2023

Aus meiner Puppenreparaturwerkstatt: Haare, die nicht fusseln

Manchmal kommt es vor, dass sich bei Kundinnen, die eine Puppe bei mir bestellt haben, herausstellt, dass das Haar aus Mohairgarn nicht für ihr Kind geeignet ist. Denn Mohairgarn ist recht flauschig und kann am Anfang ein bisschen fusseln, was für die Kleinsten unter zwei, drei Jahren unangenehm bis gefährlich sein kann. Aus diesem Grund mache ich Erstlingspüppchen normalerweise ohne Haare. Hier aber wurden sie von der Kundin ausdrücklich gewünscht, nur kam die kleine Tochter mit dem Material nicht zurecht. Wir probierten zunächst ein bisschen was aus (Mütze, Zopf), aber es half alles nichts und letztlich fertigte ich einen neuen Haarschopf aus glattem Baumwollgarn an. Das sieht zwar nicht so natürlich auch wie Mohair, aber die Kundin und vor allem ihre Tochter waren glücklich und zufrieden.

Baumwollgarn ist übrigens auch eine gute Möglichkeit, eine Puppe vegan zu gestalten. Ich habe es immer in sechs verschiedenen Farben vorrätig, da ich in meinem Shop auch veganes Puppenbastelmaterial anbiete.

Wenn ihr eine Puppe habt, die eine Reparatur, Erneuerung oder ein Glow-Up braucht, schickt mir eine Mail an hello@mariengold.net, am besten mit aussagekräftigen Bildern, damit ich mir schon einmal einen Eindruck verschaffen und euch ein maßgeschneidertes Angebot machen kann. Langes Leben für die Puppen liegt mir am Herzen, deshalb helfe ich von Herzen gern weiter.

Alle Details zu meinem Reparaturangebot findet ihr hier, weitere Beiträge zum Thema hier.