Puppen sind überall, wenn man nur den Blick dafür schärft und mit wachen Sinnen durchs Leben geht. Von diesen unverhofften kleinen und großen Momenten und Begegnungen erzähle ich in dieser Reihe.
Puppen-sind-überall-Moment Nr. 5: Mitten im Winter verbringen mein Mann und ich gern ein paar Tage an der Ostsee. Dafür haben wir ein schönes Refugium auf der Insel Rügen gefunden, in dem es sich gut aushalten lässt, auch wenn Wind und Wetter stürmisch und eiskalt sind. Ein Ausflug ist jedes Jahr fix und zwar auf die Nachbarinsel Hiddensee, um Freunde zu besuchen, die dort ihren Rückzugsort für den Winter gefunden haben. Dann setzen wir mit der Fähre über, wärmen uns mit Tee bei unseren Freunden auf und unternehmen schließlich einen ausgedehnten Spaziergang am Strand entlang, über Kloster zurück nach Vitte. Dieses Mal trafen wir unterwegs Karl Huck vor seiner Seebühne, kamen mit ihm ins Gespräch und er bot an, für uns aufzuschließen, damit wir einen Blick in das Puppentheater werfen konnten. Und eine andere Zauberwelt tat sich auf. Ich war so glücklich und dankbar, für einen Moment in diese Welt eintauchen zu dürfen und nahm alles mit weit geöffnetem Herzen in mich auf. Die Zeiten sind hart für kunst- und kulturschaffende Menschen, zu denen auch ich mich zähle. Nach wie vor sind die Aussichten nicht rosig und es gäbe genug Gründe hinzuwerfen und sich einträglicheren Dingen zuzuwenden. An diesem Ort aber spürte ich seit längerer Zeit wieder, dass es gut und richtig ist, was ich mache. Und dass ich damit nicht allein bin und auch Andere dem Weg der Puppen folgen und damit viel Freude und Schönheit in die Welt bringen. Zum Abschluss schenkte Karl Huck noch Zitronenlikör in elegante kleine Kristallgläser aus, wir lachten und plauderten noch ein wenig und leicht beschwipst ging es mit der letzten Fähre zurück. Das war mein schönstes Winterferienerlebnis.
Hier findet ihr weitere Puppenmomente.