16. Mai 2024

Podcast-Episode #22: Interview mit Sunnhild Reinckens

Wir freuen uns sehr, eine ganz besondere Folge mit euch zu teilen: unser allererstes Interview und das mit einer Koryphäe des Puppenmachens – Sunnhild Reinckens!

Im April trafen wir die 83-Jährige in ihrer Werkstatt-Wohnung in Hannover zu einem Gespräch unter Puppenmacherinnen verschiedener Generationen und sprachen mit ihr über ihre ganz persönliche Geschichte mit den Puppen, über Waldorfpuppen und einen fast 100 Jahre alten Teddybären, das Ladengeschäft „Die Puppenstube“, das sie 22 Jahre lang führte, über das Geschenk der Begegnung, Puppenmachen im Laufe des Lebens und wie man mit diesem Handwerk glücklich und alt werden kann. Zum Abschluss fragten wir sie natürlich auch, was sie Puppenmacherinnen von heute mit auf den Weg geben würde.

Für uns war das eine ganz wunderbare Begegnung, die noch lange nachklingen wird. Taucht ein mit uns in ein reiches Puppenmacherinnenleben und lasst euch berühren.

An dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle, die in den letzten Monaten für unseren Podcast gespendet haben. Davon konnten wir die Zugtickets für den Ausflug nach Hannover bezahlen.

Wir freuen uns auch weiterhin über finanziellen Support via Paypal, auch um in Zukunft weitere solch besondere Folgen ermöglichen zu können.

Ihr findet unseren Podcast auf Spotify und bei Apple Podcasts. Folgt uns dort und verpasst keine neue Episode!

Feedback, Themenwünsche und Fragen sind jederzeit Willkommen an hello@mariengold.net oder 1000rehe@gmx.de.

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19. Juni 2023

Interview: „Meine Mission ist es, Herz, Körper und Geist zu verbinden“

Übermorgen, am 21. Juni, ist Internationaler Yogatag. Dieses Jahr möchte ich ihn mit euch feiern, denn Yoga begleitet mich schon mein halbes Leben lang, länger als die Puppen und länger als Mariengold, und ist gewissermaßen auch Quelle und Impulsgeber für mein kreatives Schaffen.

Mit Yoga und mir war es Liebe auf den ersten Blick. Das war 2002, in einem absolut unglamorösen Kurs an der Volkshochschule, in Kleidung, die ich noch aus dem Schulsport hatte – die große Yogawelle stand Deutschland noch bevor. Ich spürte sofort die wohltuende Wirkung und blieb für immer dabei. Seitdem gab es kaum eine Zeit in meinem Leben, in der ich nicht praktiziert habe. Ganz unterschiedliche Stile waren dabei, von denen Kundalini Yoga mich bis heute am tiefsten berührt, mir auf alle Ebenen guttut, mich fasziniert und auch herausfordert, so dass ich seit Jahren dranbleibe und offen und freudig erforsche, wie ich mich damit entwickeln kann.

In der Coronazeit, nach längerem Herumprobieren, wie es ohne Studiobesuch am besten für mich gehen könnte, landete ich bei Kathleen von @herzkoerpergeist und habe mittlerweile an zahlreichen mehrwöchigen Kursen und anderen Angeboten von ihr teilgenommen. Ihre Sessions sind eine geniale Mischung aus Kundalini Yoga, Pranayama und Meditation, bei der es darum geht, den Körper zu spüren, das Herz zu öffnen und den Geist zu klären. Daneben teilt sie ihr äußerst vielseitiges Wissen in einem wöchentlichen Newsletter und bei Instagram, um die in der Yogapraxis gemachten Erfahrungen weiter vertiefen und im Alltag verankern zu können.

Kathleen ist die beste Lehrerin, die ich je hatte, und ihre Arbeit ein wertvoller Teil meines Lebens, obwohl wir uns noch nie persönlich begegnet sind. Deshalb habe ich den bevorstehenden Yogatag zum Anlass genommen, ihr ein paar Fragen zu stellen, um sie ein bisschen besser kennenzulernen, aber auch, um euch einen kleinen Einblick in meine Welt neben den Puppen zu geben und euch einzuladen, vielleicht selbst die Matte auszurollen und mit Kathleen zu praktizieren.

Was dabei herauskommt, wenn Kundalini Yoga meine Arbeit küsst, darum wird es am Mittwoch, dem eigentlichen „Feiertag“, gehen. Und hier das Interview mit Kathleen:

Du bist Psychotherapeutin im Hauptberuf und unterrichtest daneben Kundalini Yoga und leitest Meditationen an. Wie kam es dazu?

Ich arbeite seit 2009 als Psychotherapeutin in eigener Praxis und liebe meinen Beruf und die Arbeit mit den Menschen. Zum Kundalini Yoga kam ich ganz plötzlich. Ich habe gern für mich selbst Yoga praktiziert und bin auf einen Workshop von Panchnishan gestoßen, der mich so fasziniert hat, dass ich gleich das Kundalini Yoga Teacher Training bei ihr gebucht und absolviert habe.

Kundalini Yoga erlebe ich als eine Art Körperpsychotherapie und das möchte ich gern weitergeben, da ich finde, es passt sehr gut zu meinem Beruf. Mit Kundalini Yoga lassen sich Spannungen und Blockaden, die im Körper festsitzen, manchmal noch besser lösen, als wenn nur darüber gesprochen wird. Vieles tut sich im Unbewussten und auf der körperlichen Ebene. Meine Mission ist es, Herz, Körper & Geist zu verbinden, auf allen Ebenen zu arbeiten.

Aus zahlreichen Yogastilen hast du dich für Kundalini Yoga entschieden. Warum? Was schätzt du besonders daran? 

Kundalini Yoga hat mich erwischt, es hat mich wirklich in Verbindung mit mir selbst gebracht. Es wird auch Yoga des Bewusstseins genannt und das ist es auch, es geht über das Praktizieren von Asanas hinaus. Natürlich bringt es den Körper in Bewegung und die Energien ins fließen, aber es konfrontiert und provoziert auch. Ich mag die energetischen Wirkungen, die Bewusstheit der Energie und des Unsichtbaren, was durch Kundalini Yoga sofort spürbar wird.

Gibt es eine einfache Übung, die du Frauen als wohltuende tägliche Routine empfehlen kannst, auch wenn sie nicht besonders mit Yoga vertraut sind?  

Ich empfehle drei Minuten Katze-Kuh. Die ganze Wirbelsäule wird aktiviert, die Flexibilität verbessert. Nach den yogischen Lehren ist eine flexible Wirbelsäule ein Garant für ein hohes, gesundes Alter. Auf energetischer Ebene wird der Fluss der Energie durch die Chakren, die an der Wirbelsäule entlang angeordnet sind, aktiviert.

Ein weiteres Lieblingstool aus dem Kundalini Yoga-Werkzeugkasten ist für mich der Feueratem. Ich habe länger gebraucht, um ihn wirklich zu beherrschen, aber das Dranbleiben hat sich gelohnt. Feueratem reinigt den Körper, bringt Energie und Glow.

Welche Rolle spielt Meditation in deinem Leben und in deiner Praxis als Yogalehrerin? 

Aktuell meditiere ich nicht täglich auf die Art und Weise, dass ich mich hinsetze und meditiere oder eine Meditation aus dem Kundalini Yoga absolviere. Aber das habe ich bereits auch über lange Zeiten getan und sehr davon profitiert. Meine tägliche Praxis sieht gerade so aus: Drei Minuten Feueratem, den ganzen Körper schütteln und trockenbürsten. Dazu kommt je nach Zeitkontingent noch eine kurze Yogaeinheit früh oder auch am Abend.

Meditation heißt für mich, dass ich im Alltag bewusst bin. Dass ich spüre, ich bin nicht meine Gedanken, meine Gefühle und Körperempfindungen, sondern ich bin das Bewusstsein, das beobachten kann und damit auch Kontrolle hat.

Ansonsten ist auch jeder Aufenthalt in der Natur für mich Meditation. Die Natur holt mich ins Hier und Jetzt, ich genieße dann mit allen Sinnen und spüre die Verbindung mit etwas Größerem, etwas Göttlichem und Magischen.

Seit einiger Zeit beschäftigst du dich auch mit der Polyvagal-Theorie und integrierst Übungen für das Nervensystem in deine Sessions. Ganz kurz: Was steckt hinter der Polyvagal-Theorie und warum passt das für dich so gut mit Kundalini Yoga zusammen? 

Ich verbinde gern altes traditionelles Wissen und moderne wissenschaftliche Theorien. Die Polyvagal-Theorie erklärt, warum eine Yoga-Praxis so hilfreich bei der Bewältigung von Angst und anderen psychischen Symptomen ist. Herz, Körper und Geist sind über den Vagusnerv miteinander verbunden, es gehen sogar mehr Informationen aus dem Herzen und dem Körper zum Gehirn als umgekehrt, d.h. über den Körper können wir den Zustand unseres Geistes beeinflussen.

Die Polyvagal-Theorie wurde von Stephen W. Porges in den 90er Jahren entwickelt und beschreibt die Funktionsweise des autonomen Nervensystems auf eine neue Art und Weise. Das autonome Nervensystem gliedert sich auf in Sympathikus und Parasympathikus: Der Sympathikus stellt die Energie für die Kampf- oder Fluchtreaktion bereit. Im parasympathischen System findet man über den Vagusnerv zwei Reaktionsweisen, da er sich aufteilt in einen dorsalen/rückwärtigen und einen ventralen/vorderen Teil.  Der ventrale Pfad steht in Verbindung mit Sicherheit und sozialer Verbundenheit. Der dorsale Teil reagiert dagegen auf Signale, die extreme Gefahr bedeuten. Er versetzt uns in einen Zustand der Erstarrung oder Betäubung. Das autonome Nervensystem ist unser persönliches Beobachtungssystem und scannt permanent die innere und äußere Umgebung nach Zeichen von Sicherheit, Gefahr oder Lebensgefahr. Dies findet unterhalb unserer Wahrnehmungsschwelle und außerhalb der Kontrolle unseres Bewusstseins statt – das heißt, unser Nervensystem reagiert schneller, als wir denken. Bevor wir darüber denken, hat das autonome Nervensystem schon reagiert. Haben wir z.B. in der Kindheit viele Bedrohungssituationen in der Umwelt oder auch innerlich, z.B. durch eine Krankheit verbunden mit Schmerzen, erfahren, entwickeln wir eine Neurozeption, die sehr oft Gefahr meldet und das Nervensystem reagiert, indem wir sehr schnell in einen Kampf- oder Fluchtmodus gehen bzw. mit Erstarrung reagieren. Das sogenannte Toleranzfenster ist dann einfach sehr klein.

Kundalini Yoga hilft, dieses Fenster wieder größer zu machen, d.h. das Nervensystem wird flexibler und wir gehen schneller zurück in einen Zustand von Sicherheit. Unsere mentale, psychische Gesundheit lässt sich nicht von unserem Körper trennen. Deshalb ist die Verbindung mit dem Körper immer ein wichtiger Teil aller Heilungsprozesse. Je mehr es gelingt, wieder Empfindungen wahrzunehmen und auch auszuhalten, desto größer wird das Toleranzfenster und Selbstregulationsfähigkeiten verbessern sich. Ganz besonders Atemtechniken (Pranayama) und das Chanten von Mantras stimulieren den Vagusnerv und senden Signale der Sicherheit an das Nervensystem.

Du arbeitest als Psychotherapeutin in eigener Praxis, unterrichtest Yoga und Meditation und bildest dich stetig weiter, u.a. in der Astrologie. Welche Pläne hast du für die Zukunft?  

Ich bilde mich immer weiter und dies ist wirklich ein Grundbedürfnis von mir. Genauso gern teile ich mein neues Wissen, das ist auch meine Art zu lernen. Gerade bin ich in einem sehr umfangreichen Yoga Workshop, der über das ganze Jahr läuft und sich mit den energetischen Grundlagen der Asanas, Mudras und Meditationen befasst. Es geht sehr intensiv um Meridiane, Chakras und alte Weisheitslehren.

Astrologie ist mein Liebhaberei-Hobby. Hier lasse ich mir viel Zeit, erlaube mir immer wieder Zweifel und Skepsis und bin dann doch immer wieder auf‘s Neue fasziniert.

Ganz brandneu habe ich mich vor wenigen Tagen zu einem Masterstudium für klinische Neuropsychoimmunologie eingeschrieben. Hier erhoffe ich mir mehr Wissen zu der Wechselwirkung von Psyche, Nervensystem und Immunsystem. Damit kann ich Psychotherapie und Kundalini Yoga weiter ergänzen, so dass es ein ganzheitliches Paket ergibt für Prävention, aber auch zur Behandlung von psychischen und chronischen Erkrankungen.

Es gibt also weiterhin immer wieder neuen Input. Es wird nicht so sein, dass ich Kurse wiederhole, weil sie gut laufen, sondern auch für die Teilnehmer, die schon lang dabei sind, wird es nie langweilig.

Liebe Kathleen, vielen Dank für das Interview. Ich freue mich auf viele weitere Sessions mit dir und bin mir sicher, dass der Anteil der Puppenmacherinnen in deinen Veranstaltungen jetzt steigen wird. Alles Gute für dich und deine Arbeit!

Die nächsten Möglichkeiten, mit Kathleen zu praktizieren:

Zeremonie zur Sommersonnenwende am Mittwoch, den 21.06.2023, 19 Uhr via Zoom

Kurs über Instagram PURE PRAXIS ab 04.07.2023, 9 Sessions à 20-30 Minuten

Anmeldung an schwabe@plauen-psychotherapie.de.

Weitere Einblicke bei Instagram unter @herzkoerpergeist, aktuelle Infos immer im Newsletter, für den ihr euch hier angemelden könnt.

© Bilder Kathleen Schwabe

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3. Mai 2022

Bücher: „Mein Kreativ-Business: Unternehmensgründung im Kreativbereich“ von Dunja Supp

Als ich mich vor 15 Jahren selbständig gemacht habe, war ich Mitte 20 und hatte keine Ahnung, was ich da eigentlich mache. Ich war jung, ich hatte Power und Lust, war neugierig und probierte es einfach aus. Was mir sicher zugute kam, war mein Studium der Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation, das ich kurz vorher beendet hatte, aber abgesehen davon betrat ich Neuland, ohne Landkarte, ausgestattet nur mit meinem inneren Kompass. Heute kann ich sagen, dass diese Reise eines der größten Abenteuer meines Lebens ist, bei dem es kein finales Ziel, sondern nur den Genuss der Erfahrung im Hier und Jetzt gibt.

Wenn ich heute Menschen kennenlerne, die etwas Ähnliches vorhaben und mich um Rat bitten, kann ich zwar hier und da Tipps geben und vor allem Mut machen, aber eine Expertin bin ich noch lange nicht. Deshalb merkte ich auch mit großen Augen auf, als ich das Buch „Mein Kreativ-Business: Unternehmensgründung im Kreativbereich“ von Dunja Supp entdeckte. Spätestens beim Blick auf den Inhalt war klar, dass dies genau das Buch ist, das ich vor 15 Jahren gebraucht hätte.

Von der Ideenfindung und ersten Schritten, über rechtliche Fragen, Sortiment, Preisgestaltung und Vertriebswege, Workshops, Branding, Sichtbarkeit und Marketing, bis hin zu Motivation und Krisenmanagement, Selbstorganisation, Money-Mindset und Weiterbildung werden alle Themen abgedeckt, die auf dem Weg in die Selbständigkeit relevant sind. Die Autorin, selbst Unternehmensgründerin mit eigenem Stoffgeschäft und immer tausend Ideen im Kopf, liefert solide und verständliche Informationen, gibt jede Menge Tipps und Anregungen aus der Praxis und plaudert immer wieder aus dem sprichwörtlichen eigenen Nähkästchen. Ich habe das Buch von Anfang bis Ende gelesen und befinde: Es ist ein sehr gutes, sehr hilfreiches Buch, auf das ich jetzt immer verweisen werde.

Der Bedarf ist nach meiner Einschätzung tatsächlich groß, denn die meisten Menschen, die sich im Kreativbereich selbständig machen wollen, verstehen erst einmal nichts oder nur wenig von Unternehmensgründung. Daran sollte die Umsetzung von großartigen Ideen und verrückten Träumen aber nicht scheitern. Denn diese Menschen und ihre Projekte und Kunstwerke und Verrücktheiten, die so viel Schönheit, Freude, Inspiration und Heilung in das Leben bringen, würden der Welt schlicht fehlen. Das war sicher auch einer der Gründe, warum Dunja Supp dieses Buch geschrieben hat. Mehr erzählt sie im Interview:

Dein Buch heißt „Mein Kreativ-Business“. Wie kommen Kreativität und Business bei dir zusammen? Was ist dein Hintergrund?

Eigentlich wollte ich Germanistik studieren, aber ein Studium war finanziell nicht drin, weil meine Mutter zu diesem Zeitpunkt sehr schwer erkrankt ist. Also habe ich eine Banklehre gemacht, weil ich dachte, das ist eine gute Basis und dann hab ich schon mal etwas in der Tasche. Der Witz an der Sache war, daß mir das dann wirklich Spaß gemacht hat. Danach habe ich ein BWL-Studium in der Abendschule drangehängt. Genäht habe ich schon immer und es hat mir immer Freude gemacht. Gelernt habe ich das von meiner Oma. Mit den Kindern und meinem ersten eigene Zuhause habe ich mich an einer alten Klapper-Discounter-Nähmaschine ausgetobt. Plötzlich wollten alle aus dem Freundes- und Bekanntenkreis etwas genäht haben und fragten an, ob ich ihnen das beibringen könnte. Mit einem Dawanda-Shop habe ich gestartet und dann einen Raum angemietet. Ein Jahr später habe ich einen Laden angemietet und bin durchgestartet.

Wie bist Du auf die Idee für das Buch gekommen?

In meinen Kursen habe ich viele Menschen kennengelernt, die meinen Weg sehr ungewöhnlich fanden. Eine „sichere“ Stelle in der Bank aufzugeben, um dann mit einer Tätigkeit, die eher mit Hobby als mit Geld verdienen assoziiert wird, das ist für manche schwer nachvollziehbar. In meiner Familie gibt es sehr viele Selbstständige und für mich ist das eher Normalität. Ich denke, dass es rund um das Thema viele Fragen gibt und ich wollte einfach nicht, dass irgendwo jemand sitzt, der gerne seine Ideen realisieren möchte und sich von dem ganzen Drumherum davon abhalten läßt. Ich habe den theoretischen Unterbau und glaube fest daran, daß es wichtig ist, dass wir unsere Ideen verwirklichen. Und dann sehe ich ganz viele, ganz wunderbare Kreative, die unglaubliche Arbeiten machen, aber das nicht vermarkten können und in der Folge auch nicht davon leben können. Das ist traurig, die Welt braucht dringend schöne Dinge. Und ich habe in vielen Gesprächen gemerkt, daß es viele ungelebte Träume gibt. Da wollte ich etwas Handfestes dagegen setzen und Mut machen.

Worin liegen deiner Erfahrung nach die größten Herausforderungen für Menschen, die sich mit einem Kreativ-Business selbständig machen wollen?

Es steht der Irrglaube im Raum, dass man „damit“ kein Geld verdienen kann. Es braucht einen ganzen Sack voll Arbeit , Geduld und gute Nerven. Ich hatte das große Glück, dass meine Familie und im Besonderen mein Mann und meine besten Freunde immer daran geglaubt haben, dass das etwas Gutes wird. Ich kenne aber KollegInnen, die immer mit den negativen Stimmen aus dem Umfeld zu kämpfen haben. Ich hatte viele Momente, in denen ich an mir selbst gezweifelt habe. Da tut es so, so gut, etwas Positives zu hören und Menschen zu spüren, die dir Mut machen. Die negativen Stimmen kommen oft von Menschen, die selbst eine ungelebte Idee haben, und denen Du jetzt zeigst, dass es eben doch geht. Und da war es ein großes Learning für mich, dass diese Negativität nichts mit mir zu tun hat, sondern in meinem Gegenüber begründet ist.

Was ist dein wichtigster Tipp für angehende Selbständige in diesem Bereich?

Lasse Dich nicht beirren. Schaue nicht nach den ganzen anderen links und rechts, mache dein Ding. Versuche nicht, es allen und jedem recht zu machen und ein möglichst breites Angebot zu haben, mache das, was DU schön findest, zeige DEINEN Stil. Stehe für deine Werte, deine Themen. Vergleiche dich nicht mit anderen, die alle vermeintlich schneller/höher/schöner/weiter sind.

Das Thema Workshops hat eigenes Kapitel in deinem Buch. Was macht dir am meisten Freude an solchen Veranstaltungen?

Das größte Geschenk am Ende eines Workshops ist es, wenn meine TeilnehmerInnen fröhlich 10 cm über dem Fußboden schweben und von einem Ohr bis zum anderen grinsend den Laden mit ihrem selbstgenähten Schatz verlassen. Ich hätte nie, nie, niemals gedacht, dass so viele Menschen von sich selbst denken, sie würden das nicht können. Sie haben einmal von irgendjemandem etwas ungeduldig erklärt bekommen, vielleicht hat ein-/e Verwandte/HandarbeitslehrerIn einen blöden Kommentar gemacht und zack, hält sich jemand für unbegabt. Das sitzt oft so tief. Und jede/r, wirklich jede/r kann mit einer Nähmaschine nähen, wenn es einmal ordentlich erklärt wird. Und dann entstehen unendliche Möglichkeiten. Diese Tür für andere zu öffnen, das liebe ich sehr.

Du bietet auch Business-Coachings an. Wie kann man sich das vorstellen?

Jede Lebenssituation, aus der heraus sich jemand selbständig macht, ist anders. Du kannst nie den einen Weg mit dem anderen vergleichen. Und so stößt jede/r auch an unterschiedliche Klippen und Fragen. Da braucht es manchmal den Blick von außen, Jemanden, der dir Mut macht und vielleicht ganz neue Möglichkeiten aufzeigt. Wir schauen uns die aktuelle Situation an und den Punkt, an den der/die Teilnehmer/-in gerne hinmöchte. Und dann überlegen wir, wie wir dahin kommen, mit den Gegebenheiten, die es eben gibt. Coachings gibt es persönlich oder per Zoom-Call, und ich finde es immer wieder so schön zu sehen, was das auslöst. Eine Teilnehmerin traute sich nicht, wirklich durchzustarten und meinte, sie hätte einfach keinen Platz für Ihr Business. Als sie nach dem Coaching mit ganz viel Energie nach Hause kam, fiel ihr eine Rumpelecke auf, die sie sofort in Angriff nahm. Ich bekam ein Foto von vielen Müllsäcken und abends eine sehr glückliche Whatsapp, daß sie sich Platz geschaffen hatte, und sie hatte schon begonnen, es sich dort schön zu machen. Und darum geht es im ganz wortwörtlichen und im übertragenen Sinn. Man muß sich manchmal den Raum schaffen. Manchmal ist es wie bei einer Klebebandrolle, bei der man versucht, den Anfang zu finden: Man kriegt das nicht richtig abgeknibbelt, aber wenn man den Anfang mal hat, dann läuft es. Im Grunde knibbeln wir bei so einem Coaching einfach das Klebeband ab. Damit es dann läuft.

Du hast ein Buch geschrieben, führst dein eigenes Stoffgeschäft, gibst Kreativ-Workshops und begleitest Menschen in die berufliche Selbständigkeit. Welche Pläne hast du für die Zukunft?

Ganz lieben Dank, dass Du das mal so schön für mich zusammengefasst hast. Wenn ich das so lese, dann mache ich ja eine ganze Menge. Im Mai geht es zuallererst mal auf einen zauberhaften Workshop mit dir und Laura. In meinem neuen Ladengeschäft bin ich ja erst seit Oktober 2021 und es ist wie eine riesengroße Spielwiese, ein Meer an Möglichkeiten. Ich fühle mich in diesen Räumen so wohl und freue mich so daran. Das Buch zu schreiben war wirklich herausfordernd, aber ich habe gemerkt, dass es möglich ist und eine weitere Buchidee habe ich bereits im Kopf. Ich habe Pläne für den Online-Shop und eine eigene kleine Produktlinie ist auch im Werden. Das möchte ich gerne ausbauen, das Herstellen von Produkten. Ich liebe es, Dinge zu entwerfen und im Geschäft soll eine kleine Manufaktur entstehen, damit wir hier bald wunderbare, handgemachte Produkte anbieten können.

Liebe Dunja, vielen Dank für das Interview. Ich freue mich sehr, dich auf unserer Landpartie persönlich kennenzulernen und bin sicher, dass es dort viele offene Ohren für deine Expertise geben wird. Alles Gute für dich und dein Nähzimmer mit Herz!

Dunja Supp: Mein Kreativ-Business: Unternehmensgründung im Kreativbereich, Haupt Verlag, ISBN: 9783258602431, 26 Euro.

Weitere Einblicke in Dunjas Arbeit gibt es auf ihrer Internetseite und bei Instagram unter @naehzimmermitherz.

© Bilder Dunja Supp

Mehr Bücher findet ihr hier.


11. April 2022

Bücher: „Fingerpüppchen häkeln & nähen“ von Jana Tröger

Als ich im Frühjahr in der Verlagsvorschau von Freies Geistesleben das Buch „Fingerpüppchen häkeln & nähen“ von Jana Tröger entdeckte, machte meinen Herz einen großen Hüpfer. Zum einen, weil es eher selten vorkommt, dass ein neues, vielversprechendes Anleitungsbuch erscheint. Zum anderen, weil das Cover so fröhlich, leicht und verspielt daherkommt und auf einem Bild alles zusammenbringt, worum es mir beim Puppenmachen geht.

Man sieht darauf ein Kind mit offenem Blick und einem vergnüglichen Lächeln im Gesicht, das auf den Fingern seiner zum Spiel ausgestreckten Hand fünf Püppchen sitzen hat. Die Zwerge Pippa und Pelle sind dabei, unverkennbar Pippi Langstrumpf mit ihrem gelben Kleid und den roten Zöpfen sowie zwei weitere Charaktere, die mit nur einem Fingerknick zum Leben erweckt werden können. So einfach ist es, miteinander ins Spielen zu kommen. Und genauso einfach ist es im Grunde auch, diese Püppchen herzustellen.

Die Autorin Jana Tröger ist eine Meisterin ihres Fachs und macht mit dem liebevoll gestalteten Buch große Lust, eine kunterbunte Fingerpuppenwelt entstehen zu lassen. Dafür braucht es keine supertoll ausgestattete Werkstatt, sondern nur ein paar Basics wie Handarbeitsutensilien, Schafwolle und Puppentrikot und einen kleinen Schatz aus Stoffen und Garnen, Reste sind hier willkommen.

Das Buch enthält nicht nur genaue Text- und Bildanleitungen, Schnittmuster und Beispiele, sondern auch theoretisches Futter zur pädagogischen Bedeutung und den Möglichkeiten dieser kleinen Püppchen, Anregungen für Fingerpuppenspiele, Aufbewahrung und Dekoration sowie Reinigung und Reparatur.

Vorkenntnisse braucht es keine, auch nicht besonders viel Geschick oder Kunstfertigkeit. Denn eines macht dieses Buch ganz deutlich und deshalb berührt es mich auch so sehr: Beim Puppenmachen geht es nicht um das perfekte Ergebnis, sondern darum, aus dem Herzen für unsere Kinder, unsere Mitmenschen zu kreieren und Erfahrungen von Verbundenheit zu ermöglichen. Dafür sind diese kleinen, schlicht-und-einfachen Püppchen wunderbar geeignet. Mein Liebling ist übrigens der Marienkäfer Mary von Seite 84, der mein Erstlingswerk werden wird.

Nach ihren Lieblingen habe ich auch die Autorin gefragt. Hier ein kleines Interview, in dem ihr mehr über sie und ihr Schaffen erfahrt:

Was ist dein Hintergrund als Puppenmacherin? Wie bist du zu diesem Handwerk gekommen?

Bereits als kleines Kind beobachtete ich meine Mutter, wie sie Puppen herstellte, die sie später auf dem Herbstmarkt an unserer Waldorfschule verkaufte und die immer sehr beliebt waren. So wurde mehrmals im Jahr das Wohnzimmer für ein paar Tage in einen Werkraum umgewandelt. Überall lagen Stoffe, Schafwolle, Sisaldraht und fertige und unfertige Puppen herum. Ich wuchs also mit diesem Handwerk auf und lernte dabei schon früh, Puppen selbst herzustellen.

Was schätzt du besonders am Puppenmachen?

Ich arbeite grundsätzlich gerne mit meinen Händen. Beim Puppenmachen liebe ich es ganz besonders, wie ein kleines Wesen in meinen Händen entsteht, mich am Ende anblickt und zu sagen scheint: „Hallo, hier bin ich!“ Vor einigen Jahren entwickelte ich dann für unsere Familie die ersten Fingerpuppen und blieb an dieser Arbeit hängen. Ich mag es, dass sie so schnell gemacht sind und trotzdem so facettenreich ausgearbeitet werden können. Außerdem bin ich dabei ortsunabhängig, denn ich mache sie einfach überall – auf dem Spielplatz, auf dem Sofa, im Garten oder auch mal während einer längeren Zugfahrt.

Was macht das Fingerpüppchen für dich zu einem wertvollen Spielzeug?

Fingerpüppchen haben einen hohen Aufforderungscharakter. Ich beobachte immer wieder, wie sowohl Kinder als auch Erwachsene sich das Püppchen auf den Finger setzen und losspielen. Das sind meist keine Aufführungen, vielmehr entwickelt sich ein kleines gemeinsames Spielchen mit dem Kind und so entsteht schnell eine tiefe Verbundenheit. Ich finde, es ist auch etwas Besonderes, wenn das Fingerpüppchen selbst hergestellt wurde: Zuerst wird mit den eigenen Händen aus leblosem Material die kleine Figur erarbeitet und anschließend wird sie mit den eigenen Fingern zum Leben erweckt.

Welches Püppchen aus deiner Sammlung magst du am liebsten?

Oh, da gibt es einige! Aus dem Buch ist es zum Beispiel der Sandmann oder die Pippi Langstrumpf vom Coverbild. Aber auch die einfachen Figuren ohne aufwändige Details berühren mich sehr.

Bietest du deine Fingerpüppchen eigentlich auch zum Verkauf an? Und gibst du auch Kurse?

Ja, ich habe sie auch schon verkauft, vor allem auf Waldorfmärkten. Ich hoffe und freue mich, wenn diese wieder stattfinden können. Auch einen Kurs habe ich schon gegeben und es war eine sehr spannende Erfahrung. Das würde ich auch sehr gerne wieder machen.

Wie geht es nach dem Buch für dich weiter? Welche Pläne hast du für die Zukunft?

Ich stecke immer wieder voller Ideen. Als Mutter dreier Kinder und mit Job brauchen diese Ideen jedoch ihre Zeit, bis sie ausgereift bzw. verwirklicht sind. Aber unabhängig von meinen Zukunftsplänen würde mich sehr freuen, wenn das Buch viele Menschen erreicht und gefällt und bald viele kleine Fingerpüppchen die Welt bevölkern!

Liebe Jana, vielen Dank für das Interview. Ich bin mir sicher, dass die Fingerpüppchengemeinschaft wachsen und wachsen wird. Gratulation zu diesem wunderschönen Buch und alles Gute für dich und deine Arbeit!

Jana Tröger: Fingerpüppchen häkeln & nähen, Verlag Freies Geistesleben, ISBN: 978 3 7725 3135 4, 20 Euro.

Weitere Einblicke in Janas Arbeit gibt es auf ihrer Internetseite und bei Instagram unter @unikation.de.

© Bilder Jana Tröger und Lena Strohm (Autorin mit Kind)

Mehr Bücher findet ihr hier.

 


23. März 2021

Streicheleinheiten für die Seele: ein Portrait über mich und meine Arbeit

In meinen Kursen begegnen mir viele tolle Frauen. Eine davon ist Rena, die 2016 eine Puppe bei mir nähte. Mit ihrem Hintergrund als Kunsttherapeutin, ihrem freundlichen Wesen und offenen Herzen hatten wir gleich eine Verbindung und begannen nach dem Kurs einen jahrelangen intensiven Austausch über die Möglichkeiten von Puppen/machen bei der inneren Heilung und Entwicklung.

Rena ist auch Journalistin und als sie vorschlug, ein Portrait über mich und meine Arbeit zu schreiben, war ich hocherfreut. So kam es, dass wir uns nach drei Jahren in Hamburg wiedersahen und an einem grau-verschneiten Tag im März in einem gemütlichen Café in Altona über meinen Werdegang und meine Erfahrungen als Puppenmacherin und Kursleiterin sprachen.

Das war fast auf den Tag genau vor zwei Jahren. Wir hätten das Portrait gern in einem Magazin im Zeitschriftenladen gesehen, aber dazu kam es nicht. Dafür veröffentliche ich es jetzt hier auf meinem Blog und wünsche euch viel Freude damit.

Klickt auf diesen Link und ihr könnt es online lesen oder auch ausdrucken.

Vielen Dank, liebe Rena, für diesen mit Herzblut geschriebenen Artikel, die zahlreichen eMails, die in den vergangenen fünf Jahren zwischen Schwäbisch Gmünd und Berlin hin und her gingen sowie deine stetige Ermutigung und Inspiration für meine Arbeit!