24. September 2019

Mittendrin und ganz weit draußen (Landpartie September 2019)

Auf diese Veranstaltung hatten Laura und ich uns besonders gefreut, die Nachsommer-Ausgabe unserer Landpartie für Puppennähverliebte, vier Tage Puppenmitmachglück im September. Einmal das Refugium im Altweibersommer erleben! Und es war mindestens genauso schön, wie wir es uns ausgemalt hatten: Das Licht golden, tiefrot die Hagebutten, Zugvögel am Himmel, Spinnfäden in der Luft, Fallobst, das den Weg säumt, ein würziger Duft nach Erde, dicke Kürbisse, Sonnenblumen mit schweren Köpfen, neblig-kühle Morgen, milde Abende, letzte warme Sonnenstunden, Fülle und Schönheit, Spätsommer auch in der Küche. Was wir noch nicht wussten, als wir den Termin vergangenes Jahr vereinbarten, war, dass es das letzte Mal mit Ulrike und Douglas sein würde. Aber dazu weiter unten mehr.

Es war also schönste Erntezeit auf dem Refugium und auch eine Stimmung von Aufbruch. Und so erlebte ich auch diese Landpartie. Auch die Landpartie ist mit jedem Mal, dass wir hier waren, gereift, und jedes Mal fällt die Ernte im Herzen reicher aus. Wir wissen, was wir tun und warum wir es tun und dass wir es gut machen. Und wir lieben es! Das gibt Vertrauen und Sicherheit, wo vorher auch mal Aufregung, Unruhe und himmelhohes Herzklopfen waren. Nach vier Landpartien wissen wir auch, was es alles nicht braucht, nämlich keine Hörgeschichte am Abend, keine Naturkosmetik im Garten, keine Wanderung zum Badeteich im Nachbardorf, keinen Geschenketausch zum Abschied. Das alles war schön und gut zum Ausprobieren, aber eigentlich geht es doch nur um das pure, reine Puppenmachen – denn das ist es schließlich, warum die Frauen mit uns auf Landpartie kommen. (Auf das Frühstücksei am Sonntag Morgen wollen wir allerdings nicht verzichten.)

Indem wir uns auf das konzentrieren, was wirklich wichtig ist, kommen wir der Essenz dieser Veranstaltung, wie wir sie uns ursprünglich erträumt haben, immer näher. Dabei geht es um ein liebevolles Miteinander, um verbindendes Tun und verbundenes Sein, ums Teilen, Hinschauen und Hinspüren. Zur Ruhe kommen, Abstand gewinnen, schöpferisch werden, Materie begreifen, mit Farben und Formen spielen, Optionen schaffen, Kontexte sehen, Wagnisse eingehen, Fäden aufnehmen, verspielt sein, in Kontakt treten, neue Wege gehen, Heilung erlauben, Gefühle zulassen, verbunden sein, Freude empfinden. Dazu laden Laura und ich bei der Landpartie ein, immer wieder, Jahr für Jahr.

Räume wie diesen zu erschaffen, in denen Menschen gemeinsam kreativ werden, ist das Herz von Mariengold, das wichtigste Anliegen meiner Arbeit. Diesen Aspekt möchte ich in Zukunft noch stärker betonen und die nächsten Schritte daraufhin ausrichten. Wie genau das aussehen wird, weiß ich noch nicht, aber ich freue mich und fühle mich von diesen vier Tagen mit diesen wunderbaren Frauen und ihren wunderschönen Puppen auf diesem wohltuenden Fleckchen Erde und mit Laura an meiner Seite sehr bestärkt, meiner Vision zu folgen und zu vertrauen, dass sich der Weg zeigen wird, indem ich ihn gehe.

Dieses Mal hieß es auch Abschied nehmen von Ulrike und Douglas, die uns und unsere Teilnehmerinnen in den vergangenen drei Jahren auf das Beste bekocht und versorgt, mit ihrer nachhaltigen Lebensweise inspiriert und unsere Puppennähfreude mit leuchtenden Augen geteilt haben. Sie gaben unserer Landpartie das schönste Zuhause, das wir uns vorstellen konnten, und dafür sind wir von Herzen dankbar. Jetzt freuen wir uns, dass der Seminarbetrieb mit neuen Gastgeberinnen fortgeführt wird und wir unseren Workshop weiterhin an diesem besonderen Ort veranstalten können.

Die nächste Landparte findet vom 27. bis 31. Mai 2020 statt. Anmeldung an hello@mariengold.net. Alle Details findet ihr hier, Lauras Bericht von diesem Jahr bald hier und Einblicke in die Landpartien der letzten Jahre hier.

© Bilder Laura Erceg-Simon und Maria Ribbeck


4. September 2019

5 Fragen, die mir in jedem Kurs gestellt werden (und die Antworten)

Meine Puppennähkurse sind das Herz meiner Arbeit, so empfinde ich es jedes Mal, wenn ich mit den Frauen um einen großen Tisch voller Bastelmaterial und Werkzeuge sitze und unter unseren Händen die schönsten Puppen entstehen. Was für eine Lebendigkeit, was für eine Freude! Dabei wird natürlich auch viel geschnattert und gerade am Anfang, wenn die Teilnehmerinnen sich untereinander noch nicht so gut kennen, richtet sich die Aufmerksamkeit auf mich und es kommen viele Fragen. Die fünf häufigsten habe ich für euch ausgewählt und beantworte sie natürlich auch.

Wie bist du eigentlich zum Puppenmachen gekommen?
Diese Fragen kommt immer als erstes, meist wenn wir gerade die Köpfe herstellen und die erste Aufregung verflogen ist. Die kurze Antwort: Über meine Tochter, für die ich vor 14 Jahren meine allererste Puppe nähte, was mir leider keine so große Freude bereitete, weil mir das neue Handwerk nicht leicht von der Hand ging. Deshalb war ich mir damals sicher, nur dann noch einmal eine Puppe zu nähen, sollte ich noch einmal ein Kind bekommen. Aber das ist eigentlich nur die Geschichte der Herzenspuppe für meine Tochter. Wie es dann dazu kam, dass das Puppenmachen mein Beruf wurde (also die lange Antwort)? Eigentlich hatte ich nie einen bestimmten Berufswunsch, interessierte mich aber immer für Gestaltung und wollte vor allem frei arbeiten. Nach meinem Studium an der Universität der Künste Berlin beschäftigte ich mich viel mit textilem Design und probierte verschiedene künstlerische Techniken aus. Mein Fokus lag immer auf einem Konzept für meine berufliche Selbständigkeit, in der ich all meine Interessen und Fähigkeiten ausleben könnte. Für die Puppen entschied ich mich dann – trotz der eher holprigen Premiere – ganz bewusst. Ich wollte ein Produkt herstellen, das vielseitig und zeitlos ist und für das es immer eine Nachfrage gibt. Danach ging alles ganz schnell: Ein paar Wochen später verkaufte ich meine ersten Puppen, schon nach wenigen Monaten gab ich meinen ersten Kurs, nach relativ kurzer Zeit konnte ich davon leben. Das war 2007, Mariengold gibt es also schon seit zwölf Jahren!

Wie lange brauchst du für eine Puppe?
Sie wird mir meist vor der langen Mittagspause am ersten Tag gestellt, wenn die Frauen zwar vor Glück rosig gefärbte Wangen haben, aber auch in den Händen und Armen und im Rücken zu spüren beginnen, was es körperlich heißt, eine Puppe herzustellen. Dann tut es mir fast ein bisschen leid, wenn ich antworte, dass ich nur zwei bis drei Stunden für das brauche, was sie an zwei Tagen machen. Mit einem Augenzwinkern füge ich dann meist noch hinzu, dass ich eben auch ein Profi bin.

Kannst du vom Puppenmachen leben?
Diese Frage bringt mich immer ein bisschen in die Zwickmühle. Grundsätzlich finde ich es wichtig, über das Thema Geld zu sprechen und dabei auch konkret zu werden. Dafür wünsche ich mir aber einen vertrauensvollen Rahmen, der in einem Kurs mit sechs Menschen, die ich gerade erst kennenlerne, nicht gegeben ist. Es überwiegt aber das Bedürfnis, zu bestätigen und auch Mut zu machen, dass es möglich ist, von der eigenen Hände Arbeit zu leben, weshalb ich in der Regel doch darauf antworte und sich oft auch interessante Gespräche darüber anschließen, was ein gutes Leben eigentlich ausmacht und was man dafür braucht.

War auch schon einmal ein Mann im Kurs?
Eine ganz spannende Frage, die den Frauen jedes Mal unter den Nägeln brennt. Und ich freue mich jedes Mal, dann zu erzählen, dass in den elf Jahren, in denen ich jetzt Kurse gebe, ganze zwei Männer dabei waren. Einer in einem meiner ersten Kurse, ein junger Informatik-Student, kaum älter als ich, der für seine kleine Schwester eine Puppe nähte und zum letzten Termin (damals umfasste ein Kurs vier Donnerstag Abende) sogar einen selbst gebackenen Kuchen mitbrachte. Und der andere vor circa drei Jahren zusammen mit seiner Partnerin, die im Kurs zwei Puppen für ihre beiden Kinder nähten. Beides waren tolle Erfahrungen, die ich mir öfter wünschen würde, auch wenn ich immer deutlich spüre, wie wertvoll und wichtig der Raum auch ist, den ich den Frauen für ihre ganz eigenen Themen halte.

Wo kommst du ursprünglich her?
Zugegeben, hier schummele ich, denn diese Frage kommt nicht in jedem Kurs, sondern nur, wenn jemand aus Sachsen dabei ist. Diese Menschen erkennen nämlich sofort meinen Dialekt, auch wenn er nach 19 Jahren in Berlin kaum mehr hörbar ist. Es kam auch schon vor, dass sogar die Stadt (Dresden) richtig getippt wurde, weil ich immer noch bestimmte Redeweisen verwende, sehr wenige zwar, die aber für diese Region besonders typisch sind.

Mehr Antworten findet ihr in meinen FAQ. Und Fragen immer gern an hello@mariengold.net.


3. Juni 2019

Der Puppennäh-Himmel auf Erden (Landpartie Mai 2019)

Als Laura und ich vor drei Jahren auf die Suche nach einem Seminarhaus für unsere Landpartie gingen, ließen wir uns von unserem Bauchgefühl leiten. Ohne viel darüber zu sprechen, waren wir uns einig, dass wir einen Ort finden wollten, der für das steht, was wir beide mögen und mit anderen Menschen teilen wollten: wildromantische Natur, Weite, ein Haus mit Seele, ein Garten zum Träumen, das gute, einfache Leben, Kreativität, pures Sein. Damals war uns noch nicht so sehr bewusst, dass wir vor allem einen Raum erschaffen wollten, an dem aus dem Wesentlichen heraus Gemeinschaft entstehen kann, eine Gemeinschaft von Menschen, die Puppen/machen genauso lieben wie wir selbst. Auch nach unserer dritten Landpartie kann ich aus ganzem Herzen sagen, dass dieser Wunsch in Erfüllung gegangen ist.

Wir Menschen sind für Gemeinschaft geschaffen und erfahren unser Leben dann als erfüllt, wenn wir uns einer Aufgabe hingeben und uns für das Wohl unserer Mitmenschen engagieren. Dadurch entsteht Verbindung und das Leben gewinnt an Sinn und Freude. Wie Frauen in Gemeinschaft und mit einem Projekt, das sie erfüllt, auf das Schönste aufblühen, erlebe ich immer wieder in meinen Puppennähkursen in der Stadt und auf unserer Landpartie. Wenn jede ihre Energie und ihre kreativen Ideen einbringt, berührt das die anderen und es entsteht ein herzverbundener Raum, in dem nicht nur Puppen gedeihen, sondern auch Glück. Persönliches Glück ist meist geteiltes Glück. Wir erleben es in der Gemeinschaft, in der Familie, im Freundeskreis. Oder eben in einer Gruppe von Gleichgesinnten, die für mehrere Tage aus allen Teilen Deutschlands zusammengekommen sind, um sich ihrer großen Leidenschaft und Sehnsucht, dem Puppenmachen, zu widmen.

Oft sind es kleine, unspektakuläre Momente, die uns klar machen: wir verstehen uns, wir sind uns nah. Das kann ein sprudelndes Gespräch über Puppen und Macherinnen sein, das kein Außenstehender verstehen würde. Die Freude am Teilen. Die Geduld, mit der eine Teilnehmerin einer anderen stundenlang beim Häkeln ihres Haarkäppchens zur Seite steht. Das Lachen, das schon am ersten Abend aus einem Zimmer tönt, in dem sich vorher keiner kannte. Das offene Ohr in der Kaffeepause. Ein liebevolles Lächeln über den Tisch. Die einvernehmliche Stille bei besonders kniffligen Arbeitsschritten. Die Fürsorge, mit der ein großer Teller für eine Teilnehmerin gefüllt und beiseite gestellt wird, die nicht am Mittagessen teilnehmen kann. Die Ernsthaftigkeit, mit der über kleinste Details gesprochen wird. Das Entzücken über die Puppe der Nachbarin. Stolz auf der eigenen Hände Arbeit, der mit einem freundschaftlichen Schulterklopfen verstärkt wird. Das Vergnügen, Teil einer Art Geheimloge zu sein, von der der Rest der Welt nichts ahnt. Die Frage an die Gastgeberin, ob man Samen von dem klatschroten Mohn bekommen könne, der direkt vor unserem Seminarraum blüht. Die Stimmung, die weiter steigt, wenn es tatsächlich Rhabarberkuchen gibt. Der Rührungs-Kloß im Hals, der nicht heruntergeschluckt, sondern zu Herzensworten ausgesprochen wird. Die feste Umarmung beim Abschied.

Gemeinschaft heißt auch, miteinander zu gestalten. Deshalb war es für Laura und mich eine große Freude und Ehre, dieses Jahr Natalie vom Rosaminze Puppenatelier als Teilnehmerin dabei gehabt zu haben. Für einen Nachmittag wechselte sie die Seiten und gab einen Mini-Workshop in der Roll-Stopf-Technik, den alle begeistert aufnahmen. Sie zeigte uns auch eine spezielle Häkeltechnik für das Puppenhaar, beeindruckte uns mit Werkzeugen, Insider-Wissen und Tricks und steckte alle mit ihrer Leidenschaft für künstlerisch gestaltet Puppen an. Was Natalie und die anderen neun Frauen einbrachten, wie sie sich in ihrem Sein zeigten und erlaubten, sich in im Herzen berühren zu lassen, war eine große Bereicherung und füllte unsere Idee von einer Gemeinschaft von Puppennnähverliebten mit Leben.

Laura und ich sind zutiefst dankbar, dass wir diese Erfahrung machen dürfen und unsere Vision vom Puppenmachen aus dem Herzen heraus und von Mensch zu Mensch verwirklichen können. Wir bedanken uns bei allen unerschrockenen Puppennäh-Abenteurerinnen, die bisher bei unseren Landpartien im wilden Brandenburg dabei waren, auch bei denen, die im September mitkommen oder bereits Interesse für 2020 angemeldet haben. Großer Dank geht auch an Ulrike und Douglas vom Refugium Hoher Fläming für ihre Gastfreundschaft, das köstliche Essen und die Einblicke in ihr nachhaltiges Leben, insbesondere an Ulrike für die Stunde Bioenergetik im Garten, die uns wunderbar in Bewegung und Verbindung mit der Natur gebracht hat. Ganz besonders danke ich dir, liebe Laura, dass du mir die Freude machst, das alles gemeinsam zu erleben!

Die nächste Landpartie findet vom 11. bis 15. September statt und ist bereits ausgebucht. Es gibt aber eine Warteliste, für die ihr euch anmelden könnt. Der Termin für 2020 wird im September bekannt gegeben. Wenn ihr euch schon einmal unverbindlich vormerken lassen möchtet, schreibt an hello@mariengold.net. Alle Details findet ihr hier, Lauras Bericht von diesem Jahr hier und Einblicke in die Landpartien 2017 und 2018 hier und hier.

© Bilder Laura Erceg-Simon, Natalie Frohn und Maria Ribbeck


25. September 2018

FKK zum letzten Mal

Vier Jahre ist es jetzt her, dass Laura von 1000 Rehe und ich die Idee hatten, zusammen einen Kurs anzubieten. Das Thema war schnell gefunden, denn es war 2014 und wie viele andere Puppenmacherinnen in Deutschland und auf der ganzen Welt experimentierte auch Laura viel mit der Filznadel und stellte die schönsten Künstlerinnenpuppen her. Und obwohl ich selbst weitestgehend vom Filzfieber verschont blieb – mir fehlte schlicht das Talent dazu -, war ich doch von der Technik und den Möglichkeiten fasziniert und hatte eine großartige Vision von Laura und mir, wie wir an einem inspirierenden Ort mit unerschrockenen und filzabenteuerlustigen Frauen einzigartige Puppenköpfe anfertigen, vor allem aber üben, tüfteln und ausprobieren, lachen und das Puppenmachen feiern würden.

Genauso kam es auch, als wir ein Dreivierteljahr später an einem superheißen Sommertag unsere Kurs-Premiere im Theater am Schlachthof, einer kleinen Off-Bühne in der Hausbergstraße im Berliner Friedrichshain, hatten. Bis dahin war aus dem ursprünglichen Plan für einen kleinen, feinen Kurs ein viel umfangreicheres Vorhaben geworden, nämlich ergänzend zu dem Kurs eine Anleitung zum Selbermachen zu verfassen. Warum nicht gleich größer denken?! So spannen wir die Idee weiter und entwarfen zu dem Kopf noch einen Körper, entwickelten eine spezielle Häkeltechnik zur Herstellung von lockigem Haar und designten einen wandelbaren Overall sowie entzückende Lederschuhe. So entstand unsere Filzkopfpuppe Charlie Bo, treue Begleiterin bei unseren Kursen und Herzstück des gleichnamigen E-Books, bei dem sich alles um das Modellieren von charakterstarken Köpfen dreht.

In dieser Zeit sind Laura und ich unheimlich gut als Team zusammengewachsen und auch als Freundinnen näher zusammengerückt. Ich bin immer wieder erstaunt und zutiefst beglückt darüber, wie leicht und erfüllend unsere Zusammenarbeit ist und wie perfekt wir uns ergänzen. Es bereitet mir die größte Freude, gemeinsam mit Laura einen Raum zu schaffen, in dem Puppennähverliebte ihrer Leidenschaft nachgehen, wachsen und sich einfach wohlfühlen können. Das ist unsere Magie und das ist, was wir weiterhin zusammen machen wollen und machen werden, auch wenn wir unserem Filzkopfkurs jetzt Goodbye sagen.

Es war ein schöner und gelungener Abschied letzten Samstag, ein Kurs wie aus dem Bilderbuch, über den ich gar nicht so viele Worte machen möchte, weil ich an anderer Stelle schon sehr treffend über unsere Filztage geschrieben habe (z. B. hier, hier und hier). Ein bisschen Weh war natürlich auch dabei, schließlich hat uns dieses Format immer viel Freude bereitet. Aber die Nachfrage ist leider zu gering, was sich bei den letzten Veranstaltungen bereits abgezeichnet hat. Eine Zeitlang war es für uns in Ordnung, dass finanziell nicht so viel herumgekommen ist, wir uns dafür aber als Co-Kursleiterinnen ausprobieren konnten und einen tollen Tag unter Gleichgesinnten hatten. Mittlerweile unterrichte ich aber an ein bis zwei Wochenenden pro Monat und Laura hat neben den Puppen noch einen anderen aufregenden Job, so dass die Zeit zum Erholen für uns sehr kostbar geworden ist und wir uns deshalb entschieden haben, den Filzkopfkurs in Zukunft nicht mehr anzubieten.

Unser Charlie Bo E-Book ist natürlich weiterhin erhältlich und wir veranstalten auch weiter Kurse zusammen, das nächste Mal die Landpartie für Puppennähverliebte im Mai 2019, die bereits ausgebucht ist, für die ihr euch aber per Mail an hello@mariengold.net auf die Warteliste setzen lassen könnt. Es gibt wahrscheinlich noch einen zweiten Termin im September, dazu demnächst mehr.

Laura gibt dieses Jahr auch noch drei eigene Puppennähkurse und zwar an den Wochenenden 13./14. Oktober, 25./26. November und 8./9. Dezember. Alle Informationen dazu bei 1000 Rehe.

Wir bedanken uns von Herzen bei allen Teilnehmerinnen unserer sechs fantastischen Filzkopfkurse, den Kundinnen, die unser E-Book gekauft und sich mutig ins Filzabenteuer gestürzt haben, den treuen und auch neuen Leserinnen unserer Blogs sowie den Gefährtinnen auf unserem Weg mit den Puppen!

Eure Laura und Maria


5. Juni 2018

Puppennähen in Grün (Landpartie 2018)

„Ihr beide seht so richtig schön entspannt aus“, bemerkte Anne am letzten Abend unserer Landpartie für Puppennähverliebte. Und das waren wir auch, Laura und ich, entspannt und glücklich nebeneinander auf der kleinen Hollywoodschaukel im wildschönen Garten des Refugiums Hoher Fläming, wo wir vier Tage lang ein Puppennähfest veranstaltet hatten. Die Sonne ging langsam unter, in der Luft der Duft von Holunderblüten, vor uns ein Tisch mit Wein und Knabberei (und natürlich ganz viel Handarbeitszeug) und drumherum unsere zehn Teilnehmerinnen, die uns so sehr ans Herz gewachsen waren, dass es unvorstellbar erschien, dass wir uns morgen in alle vier Himmelsrichtungen verabschieden würden.

Eine Stunde vorher hatten Ulrike und Douglas, unsere wunderbaren Gastgeber, ein Abschlussfoto von uns gemacht und waren angesichts der 16 Puppenwesen, die in ihrem „Geburtshaus“, wie sie es kurzerhand nannten, entstanden waren, selbst in größte Verzückung geraten. Es war eine herrliche Stimmung und sicher für alle der Höhepunkt einer wunderschönen, intensiven, lehrreichen und seelenstreichelnden Zeit.

Begonnen hatte sie in Berlin auf der Bergengrünstraße, wo ich wohne, und wo wir Koffer und Taschen, Puppen, Material und Arbeitsutensilien, darunter sieben Kilogramm Stopfwolle, meterweise Stoff und eine Nähmaschine in mein kleines Auto luden. Mit dabei war eine einzelne gelbe Rose, die Laura aus ihrem Hofgärtchen im Prenzlauer Berg mitgebracht hatte, und die den Trip zu mir nach Zehlendorf aufgrund der hochsommerlichen Temperaturen trotz wässriger Vasenbehausung nur leidlich überstanden hatte. Ihre Blütenblätter waren ganz schlapp und erschöpft ließ sie ihren Kopf hängen. Auf mich machte sie überhaupt nicht den Eindruck, dass sie die Fahrt nach Wiesenburg überleben würde, weshalb ich sie am liebsten sofort auf dem Kompost entsorgt hätte. Aber nicht mit Laura! Sie bestand darauf, das Blümchen mitzunehmen, quasi auf dem Schoß zu transportieren und später im Wasserbad aufzupäppeln, damit es uns in den kommenden Tagen beim Puppennähen erfreuen könnte. Und so geschah es. Kaum im Refugium angekommen, hatte Laura schon eine Schüssel mit Wasser organisiert, in der die Rose langsam aufatmen und sich wieder in voller Pracht entfalten konnte. Was für ein rührender Anblick und wie unangenehm die Scham darüber, dass ich ihr keine Chance geben und sie einfach wegwerfen wollte. Und tatsächlich, kurz bevor unsere Teilnehmerinnen am späten Nachmittag eintrafen, war unser Raum picobello eingerichtet und auf dem Tisch blühte über allem diese starke, schöne und lieblich duftende Rose, der die Strapazen der Anreise überhaupt nicht mehr anzusehen waren.

Damit war, neben den Puppen, ein weiteres wichtiges Thema für unseren Workshop gesetzt, denn es ging auch um Selbstfürsorge, Aufblühen, Erschöpfung in der Tretmühle des Alltags, den Glauben an sich selbst und Heilung durch Liebe. Und wie die Frauen aufblühten! Dies geschah durch das charmante, alte Bauernhaus, das uns ein liebevolles Zuhause auf Zeit bot, den Zaubergarten und die üppig blühende und grünende Natur, die uns umgaben, von Ulrike und Douglas sorgsam zubereitete und appetitlich angerichtete Mahlzeiten, ein aufmerksames und liebevolles Miteinander, offene Ohren und weite Herzen, Puppen, die in jedem Stadium ihrer Entstehung zum Knutschen waren, genussvolle Körpererfahrungen, angeleitet von Carolin, einen Tänzerin und Bewegungspädagogin, die für einen Nachmittag aus Berlin angereist war, um uns so richtig schön in Bewegung zu bringen, sowie viele kleine und große magische Momente, die einem das Herz aufgehen und Tränen der Freude und Rührung in die Augen steigen ließen.

Puppenmachen tut der Seele gut, erst recht in einer Umgebung, welche die Sinne öffnet und einen ankommen lässt bei sich selbst, umsorgt und getragen von vielen guten Geistern um einen herum. Und so war es nicht nur Lauras Rose, die durch liebevolle Zuwendung zu neuem Leben erwachte, sondern diese Erfahrung durfte auch jede einzelne von uns selbst machen und nicht zu vergessen die Puppen, durch die diese Lebendigkeit auf das Schönste in die Welt hinausstrahlt.

Die Landpartie hat auch mich als Workshopleiterin erfrischt und inspiriert. Bis obenhin bin ich jetzt mit Puppenliebe angefüllt, vor allem aber mit Liebe für die Begegnung mit Menschen, die den Mut haben, sich im Herzen berühren zu lassen. Einmal mehr habe ich verstanden, dass genau das der Grund ist, warum ich Puppen nähe: um mich darüber mit den Menschen zu verbinden, mit meinen Kursteilnehmerinnen, Kundinnen und Kunden, Leserinnen und Lesern, Laura und meinen puppenmachenden und auch nichtmachenden Freundinnen und Freunden und allen, die Puppen und Puppenmacherei genauso lieben wie ich.

Die nächste Landpartie findet vom 22. bis 26. Mai 2019 statt. Alle Details findet ihr hier, Lauras Bericht von diesem Jahr hier und einen ausführlichen Text über unsere Premiere letztes Jahr hier. Anmeldung ab sofort an hello@mariengold.net.

© Bilder Laura Erceg-Simon, Maria Ribbeck und Verena Nowak