11. April 2023

Puppennähfrühling im Ländle (und die Termine bis zur Sommerpause)

Ende März war ich wieder für meine alljährlichen zwei Puppennähkurse zu Gast bei Wollknoll in Oberrot bei Schwäbisch Hall. Dieses Mal gab es zwei Besonderheiten, welche die Grundstimmung ausmachten.

Da war zum einen die Jahreszeit: Frühling auf dem Land, die erwachende Natur, das wachsende Licht, all das ist für mich als Großstadtmensch schlicht beeindruckend und wirkt immer auch in die Kurse hinein, denn viel mehr als Natur und Wetter umgibt uns dort nicht und ist deshalb umso deutlicher spürbar. Wir hatten sogar noch einmal kräftig Schnee und dabei fühlte sich das Puppenmachen herrlich gemütlich an.

Die zweite Besonderheit war die Gruppenstärke. Während ich in Berlin seit Corona immer noch um jede Teilnehmerin kämpfen muss, sind die Anmeldungen bei Wollknoll stabil hoch, ohne viel Zutun meinerseits. Dieses Mal waren es im ersten Kurs zehn Teilnehmerinnen und im zweiten neun. Das waren richtig viele Puppennähfreundinnen, aber auch richtig viel Arbeit. Vor allem aber war es das pure, pralle Leben. Denn 19 Frauen mit ihren persönlichen Erfahrungen und Geschichten und ihrer ganzen Vielfalt bringen die Energie und Herzen zum Schwingen und machen einfach gute Laune.

Gerade bei so großen Gruppen finde ich es immer wieder magisch, wie verlässlich aus jeder noch so ungleichartigen Runde irgendwann eine Gemeinschaft wird, in der zusammen gelacht und gewerkelt, sich ausgetauscht und wild durcheinandergeredet wird. Eben weil man das Gemeinsame findet und feiert und das ist hier die Freude an der Arbeit mit den Händen, am kreativen Miteinander und natürlich an den Puppen.

Das darf ich jedes Mal wieder erleben, egal ob in großen oder kleinen Kursen, mit zwei Frauen oder zehn, und dafür bin ich von Herzen dankbar. Denn es ist meine größte Freude, diese besonderen Räume zu erschaffen, in denen Menschen über das Puppenmachen mit sich selbst und anderen in Verbindung kommen, die Seele baumeln lassen und neue Kraft für den Alltag tanken können.

Ich freue mich jetzt schon darauf, nächstes Jahr wieder für zwei Kurse bei Wollknoll zu sein und diese wunderschöne Erfahrung bereits zum fünften Mal zu wiederholen. Bis dahin findet ihr mich mit meinem Handwerkszeit in meiner Heimatstadt Berlin und Umgebung, hier die Termine bis zur Sommerpause:

29./30. April Wochenend-Puppennähkurs in Berlin – 1 Platz frei geworden

24. bis 28. Mai Landpartie für Puppennähverliebte im Hohen Fläming (Details hier)

10./11. Juni Wochenend-Puppennähkurs in Berlin

15./16. Juli Wochenend-Puppennähkurs in Berlin

Alle Details zu meinen Kursen findet ihr hier, Anmeldung an hello@mariengold.net.

Ich freue mich auf euch und die Puppen!


27. September 2022

Wieder im Ländle, wieder großes Puppennähglück (und die Termine bis Ende des Jahres sowie zwei Ankündigungen für 2023)

Auf diese eine Woche im September hatte ich mich ganz besonders gefreut, auf zwei aufeinanderfolgende Puppennähkurse bei meinem Hauptlieferanten Wollknoll in Oberrot in der Nähe von Schwäbisch Hall. Von Berlin aus ist das eine halbe Weltreise und auch ein bisschen eine Reise in eine andere Welt: hier Großstadt, dort Landleben, hier Tempo und Lärm, dort Entschleunigung und Stille, hier fast Herbst, dort immer noch Sandalenwetter, hier Green Smoothies, dort Äpfel und Birnen am Wegesrand, hier anything goes, dort down to earth.

Für mich war es vor allem eine Auszeit von meinem Alltag, die ich an einem wohltuenden Ort in der Natur mit dem verbringen durfte, was ich am liebsten mache: Räume schaffen, in denen Menschen gemeinsam kreativ werden und mit anderen und sich selbst in Verbindung kommen.

Es war auch insofern besonders, dass dieser Raum endlich wieder einmal groß war. Neun Teilnehmerinnen im ersten und sieben im zweiten Kurs, das sind Zahlen, von denen ich in Berlin derzeit nur träumen kann. Deshalb bin ich mit riesiger Vorfreude und ganzem Herzen in diese vier Tage hineingegangen und habe die Fülle, Lebendigkeit und Vielfalt, die die Frauen mitbrachten, unendlich genossen, auch wenn mir zwischenzeitlich auch mal die Puste ausging und ich nicht wusste, wo unten und oben bei den Puppen ist.

Am Ende waren es 32 Beine, auf denen 16 wunderschöne kleine Wesen standen, jedes bis zum Scheitel mit Liebe angefüllt und so einzigartig und charmant wie ihre Schöpferin.

In jedem Kurs nehme ich mir die Zeit, alle Puppen für ein Abschlussbild zu arrangieren. Bevor die Kameras klicken, gibt es einen Moment, der für mich der wichtigste und bewegendste ist und der mir mehr gibt als alles Geld der Welt: wenn es kurz mucksmäuschenstill wird und sich alle von der Schönheit der Verbundenheit berühren lassen, die in den Puppen so leuchtend sichtbar wird. Meist sind es nur wenige Sekunden, bis der Trubel weitergeht, aber die sind heilig und stecken voller Zärtlichkeit und Wertschätzung für das Leben und die Menschen und all den Gründen, warum wir Puppen machen.

Dass ich diesen Moment in Oberrot gleich zwei Mal erleben durfte, hat mich in einer Zeit, in der die Wirtschaftskrise für mich und mein Label immer realer wird, aufgerichtet und gestärkt. Was immer kommen mag, ich weiß, dass ich mir das, was mir im Leben wichtig ist – Freude, Tiefe, Verbundenheit – selbst mit meinen Händen und meinem Herzen erschaffen kann.

Ich freue mich sehr darauf, nächstes Jahr im März wieder zwei Kurse bei Wollknoll zu geben und diese wundervolle Erfahrung zu wiederholen. Bis dahin gibt es weiterhin einen Wochenendkurs pro Monat in meiner Heimatstadt Berlin, hier die Termine bis Ende des Jahres und zwei Ankündigungen für 2023:

1./2. Oktober 2022 – noch 2 freie Plätze

12./13. November 2022 – ausgebucht, Warteliste

3./4. Dezember 2022 – noch 1 freier Platz

27./28. März 2023 bei Wollknoll in Oberrot –  Anmeldung ab November direkt bei Wollknoll

29./30. März 2023 bei Wollknoll in Oberrot – Anmeldung ab November direkt bei Wollknoll

Alle Details zu meinen Kursen findet ihr hier, Anmeldung an hello@mariengold.net.

Ich freue mich auf euch und die Puppen!


31. Mai 2022

Willkommen zurück in der Geheimloge (Landpartie 2022)

Wenn ich an die letzten beiden Jahre zurückdenke und an die kleinen Fluchten, die mir das Weitermachen ermöglichten, wenn es besonders hart war, denke ich auch an die Erinnerung an unsere Landpartie für Puppennähverliebte. Wenn ich das Fotoalbum mit den hunderten von Bildern öffnete und an diesen wunderschönen Ort im Hohen Fläming zurückreisen konnte. Oder noch einmal die Rückblicke auf meinem Blog las, um wieder in die Magie dieses besonderen kreativen Miteinanders einzutauchen. Oder minutenlang das leuchtende Porträt von Laura und mir an meiner Pinnwand anschaute, das 2019 zwischen den Herbstblühern auf dem Refugium aufgenommen worden war. Manchmal hatte ich dann Tränen in den Augen. Einmal musste ich auch laut auflachen, als mir dieser Text von Laura wieder in die Hände fiel, den sie über unsere letzte Veranstaltung vor der langen Pause geschrieben hatte:

„Manchmal komme ich mir in meinen Kursen und vor allem auf den Landpartien vor wie in einer Geheimloge. Da geschieht so vieles, das keiner ahnt. Nach außen sieht es aus wie ein harmloser Handarbeitszirkel, in dem geplaudert und Kaffee getrunken wird – nicht, dass wir das nicht täten -, aber auch die Puppen geben ihren Teil dazu. Gut so. Mögen wir von außen betrachtet schrullige Damen mit einem niedlichen Hobby sein, dann können die Puppen im Geheimen ihr gutes Wesen treiben.“

Damit hatte sie die Essenz der Landpartie so wunderbar trefflich eingefangen. Das wollte ich wieder erleben, immer wieder erleben. Danach sehnte ich mich, danach sehnten wir uns. Und daran hielten wir uns fest, gerade auf den letzten Metern, die noch einmal so steinig waren, bis die Landpartie 2022 auch wirklich stattfinden konnte und die Puppen wieder ihr gutes Wesen mit uns treiben durften. Vorher bat ich noch Kathleen von @herzkoerpergeist, eine befreundete Astrologin, um einen Blick in die Sterne für unsere Geheimloge:

„Die Sonne steht noch bis zum 21. Mai im Sternzeichen Stier und hier passt sie perfekt zu eurem Vorhaben. Das Zeichen Stier wird von der Venus beherrscht und die Stier-Sonne zeigt sich hier mit einer ausgeprägten künstlerischen Ader. Sie arbeitet gern mit Naturmaterialien und in der Natur. Es geht um greifbare, sinnliche Dinge, Arbeit mit den Händen. Die Energie ist sehr geerdet und stabil und braucht gar nicht so viel Aufregung und Abwechslung. Das ändert sich, wenn die Sonne am Samstag ganz früh ins Zeichen Zwilling wandert. Hier mag dann vielleicht mehr Austausch auf geistiger Ebene entstehen. Es bedarf dann vielleicht etwas Anregung, neuer Informationen, möglicherweise wollen die Teilnehmerinnen noch etwas Neues lernen. Über die gesamte Zeit gibt es positive Power vom Mars, der einen harmonischen Aspekt zur Sonne bildet. In dieser Konstellation möchte er zur Verbesserung der Welt beitragen. Zudem gibt es noch Auswirkungen der Konjunktion von Neptun in den Fischen und Jupiter, der dann bereits in den Widder gewandert ist. Jupiter bringt mehr Motivation, er steht für Wachstum, Ausdehnung und Erweiterung und kann damit die künstlerische, träumerische, feinfühlige Qualität von Neptun verstärken. Auch die Auswirkungen der Eklipsen dürften noch spürbar sein, deshalb viel Entspannung und Zeit in der Natur einplanen.“

Rückblickend kann ich sagen, dass ich es genauso wahrgenommen habe. Die Stier-Sonne schien strahlend vom blauen Himmel herab, die künstlerischen Adern pulsierten nur so, es wurden kiloweise Naturmaterialien verarbeitet, alle Hände und alle fünf Sinne waren beschäftigt, die Füße (und ganze Körper) zwischenzeitlich immer wieder auf der Erde, im Gras, begleitet von guten Geistern und verwöhnt von den Kochkünsten unserer wunderbaren Gastgeberinnen Andrea und Ingrid. Harmonie und Austausch in der Gruppe, eine Friedenswidmung von Laura und Freude, Freude, Freude, die jeden Tag wuchs, sich ausdehnte und erweiterte. Freitag Spätnachmittag machten sich schließlich die Eklipsen bemerkbar mit eindrücklicher Gewitterstimmung draußen und auch drinnen, als uns die Puppen kurzzeitig auf der Nase herumtanzten und wir vielleicht besser in der Natur entspannt hätten. Aber da kann die Natur noch so schön sein, in der Geheimloge werden Puppen gemacht bis in die Puppen, durch alle Höhen und Tiefen, mit viel Geplauder und Kaffee, Herzblut und Herzchenfruchtgummis und einem feinen Gläschen Vino am letzten Abend.

Und so kam es, dass am Ende dieser vier Tage unsere neun Teilnehmerinnen insgesamt 22 Puppen genäht hatten. Zweinundzwanzig! Das war ein unbeschreiblich schöner und berührender Anblick und natürlich flossen wieder die Tränen, weil es ein riesengroßes, unbeschreibliches Glück ist, so eine Erfahrung teilen zu dürfen, von Mensch zu Menschen, von Herz zu Herz. Und dieses Gefühl ging dieses Mal besonders tief, weil wir alle nach den letzten beiden Jahren wussten, wie kostbar und fragil das Glück ist. Das musste nicht ausgesprochen werden, sondern es verband uns ohne große Worte miteinander im Hier und Jetzt. Das ist das gute Wesen der Puppen und das eigentliche Geheimnis der Geheimloge.

Die nächste Landpartie findet vom 24. bis 28. Mai 2023 statt. Merkt euch den Termin schon einmal vor und auch dass die Teilnahmegebühr auf 790 Euro steigen wird. Die Anmeldung öffnet im Herbst, dann gebe ich hier natürlich noch einmal Bescheid. Alle Details findet ihr hier, Lauras Bericht von diesem Jahr mit dem schönen Titel „Mutig gewagt“ hier und Einblicke in die Landpartien der letzten Jahre hier.

© Bilder Laura Erceg-Simon und Maria Ribbeck


13. September 2021

Vier Tage Puppennähglück im Ländle (und die Termine bis Ende des Jahres)

Hinter mir liegt die wahrscheinlich beste Arbeitswoche des Jahres und ich bin noch immer ganz berührt und erfüllt von den Puppennähtagen in Oberrot bei Schwäbisch Hall. Dort hat mein Hauptlieferant Wollknoll seinen Sitz mit Laden, Lager und einem umfangreichen Kursangebot rund ums Filzen und kreative Gestalten.

Vor zwei Jahren war ich schon einmal da und durfte zum ersten Mal diese ganz besondere handarbeitsverliebte Landluft schnuppern und wusste gleich, dass ich wiederkommen wollte. Nachdem 2020 ein Großteil der Veranstaltungen coronabedingt abgesagt werden musste, probierte ich dieses Jahr etwas Neues aus und gab gleich zwei Kurse nacheinander. Und das bedeutete tatsächlich auch Puppennähglück hoch zwei!

Im Vorgespräch mit dem Veranstaltungsort hatte ich mich ehrlich gesagt gegen die neun weit auseinander stehenden Einzeltische, die aufgrund der Abstandsregel nötig waren, gesträubt. War ich es doch gewohnt und mochte es vor allem sehr, gemeinsam an einem großen Tisch zu werkeln. Diese Sitzordnung erwies sich jedoch als wahrer Segen und erlaubte es den Frauen, konzentriert zu arbeiten, ganz bei sich zu bleiben und trotzdem mit den anderen verbunden zu sein. Überhaupt hatte ich mir im Vorfeld viele Gedanken darüber gemacht, wie sich unter den gegebenen Umständen ein möglichst angenehmes Miteinander gestalten ließe. Gerade in diesen Zeiten ist es mir besonders wichtig, Momente zu ermöglichen, in denen die Frauen einmal alles vergessen und sich nur auf  das kreative Schaffen mit den Puppen konzentrieren können.

Dass dies gelang, merkte ich daran, dass es immer wieder so still und andächtig in unserem Raum war, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Ich sah es in Augen, die zu leuchten begannen, Wangen, die sich rot färbten, Körper, die sich entspannten. Hier und da ein Kichern, wenn der Mund gestickt war, wohliges Seufzen, wenn ein besonders kniffeliger Arbeitsschritt geschafft oder ein Knoten im Hirn gelöst war. Zum Ende hin verliebte Blicke und kindliche Aufregung, als die Puppen vollends zum Leben erwachten.

„Eine rothaarige Puppe, das habe ich jetzt gebraucht“, sagte Gabi beim Abschluss des ersten Kurses. Und ich wusste genau, was sie meinte. Wir alle – ja, auch ich – waren hier, weil wir eine Auszeit vom Alltag brauchten und ein Ziehen im Herzen hatten, ein Sehnen nach heilsamer Handarbeit, Natur und Ruhe, einer Gemeinschaft Gleichgesinnter, Begegnung und Wirkmacht im kreativen Sein. Vieles davon war in den letzten Monaten zu kurz gekommen. Hier beim Puppenmachen konnten wir aufatmen, uns mit allen Sinnen und als Schöpferinnen erleben.

Was mir in diesen Runden immer wieder Hoffnung macht: Menschen berühren einander, sie können gar nicht anders. Sie schauen einander in die Augen und in die Herzen. Sie drücken zur Stärkung fest den Arm der anderen, legen zum Trost eine Hand auf, schauen sich über die Schulter. Sie reichen, was benötigt wird, und helfen, wo sie können. Sie kommen sich näher, wenn sie vertraut werden. Wenden sich einander zu, wenn sie sich etwas erzählen. Stecken die Köpfe zusammen, wenn sie gemeinsame Sache machen. Freuen sich füreinander, lachen miteinander. Und sie umarmen sich zum Abschied. Das beobachte ich in fast jedem Kurs und spüre: Das Leben lässt sich eben nicht aufhalten.

Ich freue mich sehr darauf, nächstes Jahr wieder nach Oberrot zu kommen, vielleicht die eine oder andere wiederzusehen und neue Bekanntschaften zu machen. Bis dahin gibt es weiterhin einen Wochenendkurs pro Monat in Berlin, hier die Termine bis Ende des Jahres:

2./3. Oktober

6./7. November – noch 1 freier Platz

4./5. Dezember

Wie das Ganze unter den derzeitigen Umständen abläuft und warum ich auch in dieser speziellen Zeit die Fahne hochhalte, darüber habe ich im Mai schon einmal ausführlich geschrieben. Kommt! Wir gestalten es so angenehm und sicher wie möglich.

Alle Details zu meinen Kursen findet ihr hier, Anmeldung an hello@mariengold.net.

Ich freue mich auf euch und die Puppen!


8. Dezember 2020

Goodbye Honigpumpe (Hello Popcorner)

Vergangenes Wochenende fand mein letzter Puppennähkurs für dieses Jahr statt. Um ihn hatte ich am meisten gebangt und gehofft, dass er auch unter den derzeitigen Umständen stattfinden könnte, denn es war gleichzeitig mein letzter Kurs im Familienzentrum Honigpumpe im Waldorfkindergarten Prenzlauer Berg. Hier hatte vor zwölf Jahren alles begonnen, nur wenige Monate nachdem das neugebaute Haus in der Choriner Straße in Betrieb genommen worden war. Damals besuchte meine Tochter diesen Kindergarten, was mir als frischgebackene Puppenmacherin viele Möglichkeiten für meine berufliche Selbständigkeit eröffnete.

So konnte ich Kontakte in die Berliner Waldorf-Community knüpfen, meine ersten Puppen verkaufen, erhielt viel Zuspruch, Unterstützung und wertvolles Feedback sowie frühzeitig das Angebot, im angegliederten Familienzentrum Kurse durchzuführen. Bis dahin hatte ich nicht mehr als zwei Handvoll Puppen genäht, aber eine liebe Freundin (Hallo Uli, falls du hier noch mitliest!) glaubte ganz fest an mich und sah, was ich noch nicht sehen konnte, und organisierte meine erste Veranstaltung quasi im Alleingang, wofür ich bis heute dankbar bin, denn ich weiß nicht, ob ich es mir sonst zugetraut hätte. An meinen ersten Kurs habe ich kaum Erinnerungen, aber ich weiß noch, dass er mit zehn Leuten aus dem Stand ausgebucht war. Und so ging es immer weiter, der Zulauf war enorm und ließ mir Brust und Herz schwellen. Bis heute habe ich grob über den Daumen gepeilt an die 80 Kurse gegeben, an denen um die 400 Frauen (und genau zwei Männer) teilnahmen und ebenso viele Puppen entstanden.

In dieser Zeit wuchs ich als Mensch und Puppenmacherin, entwickelten sich meine Puppen stetig weiter und wandelten sich Konzept und Stil meiner Kurse. Was jedoch immer blieb, war das Haus, der Waldorfkindergarten Prenzlauer Berg, der mir ein wunderschönes, liebevoll gestaltetes und lebens- und menschenfreundliches Zuhause für meine Kurse bot, in dem ich mich immer wohl und sicher fühlte. Warum dann der Abschied?

Der Hauptgrund ist, dass ich schon lange nicht mehr in der Nachbarschaft, sondern bereits seit einigen Jahren in Zehlendorf lebe, was am anderen Ende von Berlin ist. Diese Distanz erfordert pro Kurswochenende sechs Stunden Fahrtzeit und das einmal im Monat, mit U- und S-Bahn und einem großen roten Koffer quer durch die Stadt gurken – das wollte ich irgendwann nicht mehr. Außerdem wünschte ich mir eine Veränderung. Meine Tochter war schon lange kein Kindergartenkind mehr und auch ich entwuchs mehr und mehr dem alten Kindergarten, so sehr ich ihn mochte, und sehnte mich nach einem neuen Umfeld, einer neuen Gemeinschaft, neuen Möglichkeiten.

Und so spielte mir das Leben Anfang diesen Jahres ganz unverhofft den Projektraum Popcorner in Friedenau zu. Ich konnte mein Glück kaum fassen: Ein ehemaliges Ladengeschäft, Berliner Altbau, wunderschön gelegen, mit einer freundlichen und gut gemischten Nachbarschaft. Ein großer, heller Raum mit hohen Schaufenstern, Parkett und einer lichten, leichten und kreativen Atmosphäre. Drei Betreiberinnen, die diesen Raum mit viel Herzblut, Engagement und Lebendigkeit gestalten und ein ansprechendes, vielseitiges Angebot für Klein und Groß aufbauen. Ein Samstags-Wochenmarkt und ein Café mit Lieblings-Potenzial in Laufweite. Und das Ganze nur 20 Minuten mit dem Auto von meinem Zuhause entfernt. Jackpot!

Bei aller Freude über diesen wahnsinnig tollen neuen Raum, verabschiede ich mich aber auch mit einem weinenden Auge vom Kindergarten, denn es sind viele Erinnerungen und Begegnungen, Kleinigkeiten und große Gefühle damit verbunden, die mein Leben geprägt und reicher gemacht haben.

Der Morgenkaffee bei Impala am Senefelder Platz, dem Coffeeshop mit den freundlichsten Baristi der Stadt.

Das Geräusch meines Rollkoffers auf dem Asphalt der Schwedter Straße.

Der große Kirschbaum im Garten des Kindergartens und wie er sich mit den Jahreszeiten veränderte (Lieblingszeit Hochblüte im April).

Das Magazin a tempo, das lange zum Mitnehmen im Foyer auslag und das ich gern auf der Heimfahrt las (bis mir die Augen zufielen).

Die Hintergrundrauschen der Eltern, die an den Wochenenden Putzdienst hatten. Ich mochte es, wenn etwas los war in dem großen Haus.

Der Kochkurs der Ayurveda-Ausbildung des Gesundheitszentrums Sonne und Mond, der ein, zwei Mal im Jahr zeitgleich stattfand und stets die köstlichsten Düfte zu uns ins Obergeschoss aufsteigen ließ.

Der alljährliche große Adventskranz mit den dicken, roten Kerzen.

Die herrlichen, kunstvollen Faltsterne aus farbigem Transparentpapier an den Fenstern.

Überhaupt die wunderschöne Dekoration, die liebevoll hergerichteten Jahreszeitentische, Blumen und Sträuße im ganzen Haus, die den Jahreslauf immer wieder sichtbar und spürbar für mich machten.

Meine heilige, stets allein verbrachte Mittagspause bei Si An in der Kastanienallee, wo jahrelang ein- und dieselbe Playlist lief, die ich am Ende auswendig kannte. (Und wo ich wiederum jahrein jahraus dengleichen Lunch bestellte, was die Bedienung irgendwann auch abgespeichert hatte und kaum noch nachfragte.)

Die tolle Choriner Straße, Heimatstraße des Kindergartens und eine meiner Lieblingsstraßen in Berlin, weil dort immer bunte Wimpelketten zwischen den Häuserreihen flattern.

Das Geräusch der Kindersicherung am Tor.

Dieser spezielle, heimelige Geruch.

Die Kindergärtnerinnen und Kindergärtner, die ab und zu vorbeischauten und sich mit leuchtenden Augen nach den Puppen erkundigten. Sie sind allesamt die gute Seele das Hauses.

Die Bunzlauer Keramik, die so typisch für Waldorfkindergärten ist und aus der der Kräutertee, den ich immer servierte, einmal mehr schmeckte.

Nach Feierabend auf einen Sprung in den großen LPG Biosupermarkt, um Proviant für die Rückfahrt zu besorgen (am liebsten Dinkelhappen).

Wie der Garten über die Jahre wuchs und gedieh und sich zu einer prächtigen grünen Stadtoase entwickelte. (Ich sehe immer noch meine Tochter dort auf der Schaukel.)

Die wunderbaren, zerliebten Puppen, die ich auf meinen Rundgängen durch die Gruppenräume immer entdeckte und von denen ich einige aufarbeiten und reparieren durfte.

Das Schaufenster von The Lovers ein paar Häuser weiter, vor dem ich stets Halt machte und ein bisschen davon träumte, irgendwann einmal in einem ebenso schönen Space einen Kurs zu geben. (Dieser Traum ist mit dem Popcorner in Erfüllung gegangen.)

Der Buchladen Mundo Azul, an dem ich mir auch oft die Nase platt drückte, um zu schauen, was es Neues gibt.

Die vielen vertrauten, aber namenlosen Gesichter, die ich regelmäßig wiedersah, wenn ich im Kiez rund um den Kindergarten unterwegs war.

Die neueste Ausgabe der Kindergartenzeitung vorzufinden und darin zu schmökern. (Ich frage mich bis heute, ob es so ein tolles Blatt auch in anderen Einrichtungen gibt.)

Das regelmäßige Stöhnen über den Staubsauger. Auch das, ja.

Das Abschließen und Dichtmachen des Hauses mit Sack und Pack links und rechts in der Hand, schief sitzender Mütze auf dem Kopf, fix und foxy, aber mit ganz vielen Puppenschmetterlingen im Bauch.

Das unendliche gute Gefühl, das ich mit meinen Kursen hier immer Willkommen und richtig war.

Und ich schwöre, dass ich jedes, wirklich jedes Jahr im Dezember beim Hinaustreten auf die Straße in die Dunkelheit des Spätnachmittags den Weihnachtsstern am Himmel leuchten sah!

Rückblickend würde ich sagen, dass es in den letzten zwölf Jahren an diesem Ort vor allem darum ging, meine Kursarbeit aufzubauen, einen Umgang mit meinen Ängsten und Unsicherheiten mit Menschen zu finden, mich zu öffnen, in die Begegnung  zu gehen und in Verbindung zu kommen und mehr und mehr ich selbst zu werden. Dafür gab mir der Kindergarten genau den richtigen Raum, in dem ich mich wohl, sicher und geborgen fühlte. Der neue Veranstaltungsort ist anders, hat eine andere Energie und Qualität und wird sicher etwas ganz Neues aus mir hervorbringen, auf das ich sehr gespannt bin. Mit der Erfahrung der ersten Kurse, die ich dieses Jahr dort schon gegeben habe, würde ich sagen, dass die anstehenden Themen Sichtbarkeit, Reife und meine volle Kraft und Größe sind. Aber dazu zu gegebener Zeit mehr.

Jetzt heißt es erst einmal Abschied nehmen vom Waldorfkindergarten Prenzlauer Berg, dem ich das beste erste Zuhause verdanke, das ich mir für meine Kurse vorstellen kann, viele schöne Begegnungen, wunderbare Erinnerungen, sogar Freundschaften, die bis heute anhalten.

Die Puppe, die mich jahrelang als Modell begleitete, ließ ich am Sonntag einer spontanen Eingebung folgend im Kindergarten zurück. Namenlos, aber heißgeliebt wie sie war, ist sie durch unzählige Hände gegangen, hat viel Lachen und Plaudern gehört, auch die ein oder andere Träne gesehen (auch von mir) und ist angefüllt mit hunderten von Stunden Puppennähglück. Möge sie dieses Glück weiter in den Kindergarten tragen und den Kindern Freude bringen!

Ab Januar 2021 finden alle meine Kurse im Projektraum Popcorner in der Hedwigstraße 12 in Berlin-Friedenau statt. Alle Details und die Termine findet ihr hier. Anmeldung an hello@mariengold.net.

Ich freue mich sehr darauf, an meinem neuen Veranstaltungsort Puppen mit euch zu nähen und neue Erinnerungen und Glücksmomente zu schaffen.