8. Mai 2024

Fundstücke #36 (vorerst letzte Ausgabe)

1 Wie man eine alte Puppe restauriert, könnt ihr euch in dieser Folge der sehenswerten Serie SWR Handwerkskunst anschauen. Weitere Folgen, die für Leserinnen dieses Blogs interessant sein könnten: „Wie man vom Schaf zur Strickjacke kommt“, „Wie man ein Stofftier näht“ und „Wie man Stoff webt“.

2 Auch in China gibt es Menschen, die sich hingebungsvoll darum kümmern, dass geliebte Puppen und Stofftiere (und Menschenherzen) wiederhergestellt werden, mehr dazu in diesem Kurzbeitrag vom ARD Weltspiegel.

3 Gestalterisch-schöpferisches Handwerk aus Deutschland genießt Weltruf. Den besten Werkstätten des Landes eine Online-Plattform zu geben, hat sich die Deutsche Manufakturenstraße zum Auftrag gemacht. Auf verschiedenen Routen können diese digital oder physisch bereist und entdeckt werden, z. B. durch mein Herkunfts-Bundesland Sachsen. Für den Raum Berlin Brandenburg ist letztes Jahr sogar ein Manufakturenguide in Buchform herausgekommen.

4 Wenn ihr schon immer mal Lederschuhe für eure Puppen selbermachen wolltet, findet ihr in diesen Video-Tutorial von Joanna von Yayapan ein ausführliche Anleitung. (hier geht’s zu Teil 2 und Teil 3)

5 Bubales, das jüdische Puppentheater Berlin der Kunstpädagogin Shlomit Tripp, baut Brücken zwischen Menschen und möchte vor allem auch die Lachmuskeln ansprechen. 2022 gewann sie für ihr wertvolle interkulturelle Arbeit den Obermayer Award, hier erfahrt ihr mehr.

6 Das Netzwerk Loose Ends bringt Menschen auf der ganzen Welt zusammen, um unvollendete Handarbeitsprojekte von geliebten Menschen zum Abschluss zu bringen, die gestorben oder erkrankt sind. In diesem Podcast erfahrt ihr mehr und auf dem Instagram-Account werden regelmäßig einzelne Projekte vorgestellt. (Falls ihr mitmachen möchtet, könnt ihr euch hier als Finisher registrieren.)

7 Ein Bauhaus-Klassiker für’s Kinderzimmer: die „Gliederpuppe“ von Oskar Schlemmer von 1922.

Das Internet ist voller schöner Dinge und guter Ideen. Wenn ihr Vorschläge und Links für die Reihe habt, schreibt gern an hello@mariengold.net. Weitere Fundstücke findet ihr hier.


24. April 2024

Puppenkurswoche im Ländle (und die Termine bis zur Sommerpause)

Die Welt ist um 20 wundervolle Puppenkinder reicher! So viele Puppen sind letzte Woche in meinen zwei Kursen bei Wollknoll in Oberrot entstanden. Seit 2019 fahre ich einmal im Jahr „ins Ländle“ zu meinem Hauptlieferanten, um mit handarbeitsverliebten Frauen größtenteils aus Baden-Württemberg und Bayern Puppen zu machen. Eine Riesenfreude ist das immer, weil ich jedes Mal so herzlich erwartet und empfangen werde, mich vor Ort um nichts weiter kümmern muss und neben der Arbeit Ruhe und Natur genießen kann, wie ich es aus der Großstadt nicht kenne.

Dieses Mal waren es wieder zehn Frauen pro Kurs, also zwei relativ große Gruppen mit geballter Puppenmach-Power, guter Laune und Schaffenskraft. Für mich als Dozentin bedeutet das höchste Konzentration, volle Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt und immer auch die ein oder andere Lektion, manchmal lustig, manchmal schmerzhaft und immer lehrreich. Wenn die Frauen mit leuchtenden Augen ihr Materialpäckchen öffnen, das Anleitungsheft loben, das sie als Handout von mir bekommen, kleine, feine Details in der Raumgestaltung wahrnehmen, ihre Puppe bereits im halbfertigen Zustand ans Herz drücken und mich am Ende wissen lassen, dass es einer der besten Kurse war, den sie je besucht haben, sage ich immer, dass ich aus einem Erfahrungsschatz von über 15 Jahren Kursarbeit schöpfe und diese Qualität nach und nach aufgebaut habe. Dazu gehört auch, Fehler zu machen, zu stolpern und dazuzulernen.

Auch dieses Jahr gab es wieder Dinge, die ich beim nächsten Mal anders machen würde, und dafür bin ich dankbar, denn nur so kann ich lernen, meine Kurse stetig verbessern und als Mensch wachsen. Vor allem aber bin ich stolz und glücklich, was wir geschafft haben. Schaut euch nur diese wunderschönen Puppen an, alle mit Liebe und Herzblut gemacht und mit der ganz eigenen Handschrift ihrer Schöpferin versehen!

Ich kann nur immer wieder staunen, welch Wunder sich entfaltet, wenn Menschen zusammenkommen, sich aufeinander, das kreative Tun und die damit verbundenen inneren Prozesse einlassen und das Abenteuer Puppe wagen. Daran teilhaben zu dürfen ist mein größtes Glück als Puppenmacherin.

Nächstes Jahr komme ich wieder mit meinem Handwerkszeug nach Süddeutschland. Bis dahin findet ihr mich in meiner Heimatstadt Berlin und in Wien, hier die Termine bis zur Sommerpause, meldet euch am besten gleich an:

4./5.5. Puppenkurs in Berlin – noch 1 freier Platz

1./2.6. Puppenkurs in Wien (Details auf Anfrage, Teilnahmegebühr 350 Euro) noch 1 freier Platz

Alle Details zu meinen Kursen findet ihr hier, Anmeldung – auch für die Warteliste – an hello@mariengold.net.

Ich freue mich auf euch und das Puppenwunder!


18. April 2024

Podcast-Episode #21: Wachsen und Werden: Was Puppenmachen und Gärtnern gemeinsam haben (mit Rebecca Lina)

Der Frühling ist da und damit beginnt auch die neue Gartensaison. In den letzten Jahren ist uns in unseren Kursen und im Austausch mit unserer Community immer wieder aufgefallen, dass Menschen, die sich zum Puppenhandwerk hingezogen fühlen, auch gern im Garten arbeiten. Zufall oder gibt es da vielleicht eine Verbindung?

Dieser Frage gehen wir mit Rebecca Lina von Elfenkindberlin nach, die wir uns für diese Folge als Gesprächspartnerin eingeladen haben. Rebecca ist eine leidenschaftliche Gärtnerin, hat schon viele Puppen gemacht und gerade ein Buch über Leben im Einklang mit den Qualitäten der verschiedenen Jahreszeiten veröffentlicht.

Mit ihr sprechen wir über Puppenmachen und Gärtnern, was diese zwei Tätigkeiten gemeinsam haben und warum sie uns so gut tun. Zum Abschluss teilen wir ein paar schöne Ideen mit euch, wie sich beides verbinden lässt und neue Erfahrungen möglich werden.

Dabei kommen wir auch wieder auf  Kakao zurück, von dem wir uns bei der Aufnahme mit Rebecca natürlich wieder eine feine Tasse gegönnt haben. Ursprünglicher Kakao öffnet das Herz und bringt die Kreativität in Schwung. Wenn ihr es selbst ausprobieren möchtet: Mit dem Code MARIENGOLD erhaltet ihr 10 Prozent Rabatt auf eure Bestellung bei Kakao Mischa und wir haben auch etwas davon. Zum Shop geht es hier entlang, unser liebster Kakao ist der Chuncho als Taler im 12er-Pack. Wir sind gespannt auf die Resonanz und wie euch der Kakao gut tut!

Rebeccas Buch heißt „Grounded. Dein Leitfaden für ein geerdetes Leben im Rhythmus der Jahreszeiten“ und am besten bestellt ihr es in eurem lokalen Buchladen oder über Autorenwelt, was Autor*innen am meisten unterstützt.

Ihr findet unseren Podcast auf Spotify und bei Apple Podcasts. Folgt uns dort und verpasst keine neue Episode!

Oder ihr hört das Gespräch direkt hier, indem ihr auf den Player unten klickt.

Feedback, Themenwünsche und Fragen sind jederzeit Willkommen an hello@mariengold.net oder 1000rehe@gmx.de.

Über finanziellen Support für das Hosting würden wir uns auch sehr freuen. Das geht am besten über Paypal.

Weitere Episoden findet ihr hier.


10. April 2024

Puppen-sind-überall-Moment Nr. 2: Trabbi

Als ich letzten Sommer vier Wochen in einem kleinen Dorf in den Bergen verbrachte, ohne Internet, Social Media und andere Ablenkungsmöglichkeiten, ist mir aufgefallen, dass Puppen überall sind, wenn man nur den Blick dafür schärft und mit wachen Sinnen durch das Leben geht. Von diesen unverhofften kleinen und großen Momenten den Begegnung möchte ich in meiner neuen Reihe „Puppen sind überall“ erzählen. Schließt euch gern an, wenn ihr mögt, und nutzt auf Instagram den Hashtag #puppensindüberall, damit wir uns verbinden können.

Puppen-sind-überall-Moment Nr. 2: Wenn ich an die letzten Arbeitswochen des letzten Jahres denke, erinnere ich mich, dass es keine leichte Zeit war. Ich war krank und brauchte lange, um mich vollständig davon zu erholen, konnte nicht, wie ich wollte, und musste finanzielle Einbußen hinnehmen, wie ich sie mir eigentlich nicht leisten konnte. Aber es gab auch Lichtblicke. Einer davon war an einem Samstag im Dezember, als meine Freundin Julia von Von Kowalke ihren alljährlichen kleinen, feinen Weihnachtsmarkt in ihrem Atelier in Berlin-Karlshorst veranstaltete. Das liegt im Südosten der Stadt, ich wohne im Südwesten, entsprechend ist es immer eine halbe Weltreise, wenn ich zu ihr fahre. An diesem Tag fand zudem ein Spiel des 1. FC Union statt und so fand ich mich auf meinem Weg plötzlich mitten im Fangeschehen am Ostkreuz wieder (Berlinerinnen wissen Bescheid). Ich bin kein Fußballfan, aber die Stimmung war super und ich ließ mich gern davon anstecken. Weiter ging es mit der guten Laune, als ich in Julias Straße einen alten Trabant mit besonderer Fracht entdeckte: lauter Puppen, Stofftiere und Figürchen, liebevoll arrangiert, wie eine kleine Ausstellung von alten Bekannten aus der Kindheit. Die Kindheit in der DDR und Nachwendezeit teilen Julia und ich und wie verbindend dieser gemeinsame Horizont sein kann, wird mir erst langsam so richtig bewusst. Ich bin unendlich dankbar für diese fast 20-jährige Freundschaft, in der es für bestimmte Erfahrungen und Erinnerungen nur einen kurzen Blickkontakt braucht und wir verstehen uns. An diesem Nachmittag waren wir beide noch ziemlich angeschlagen gesundheitlich, aber wir hatten uns und für zwei Stunden war absolut alles in Ordnung.

Hier findet ihr weitere Puppenmomente.


8. April 2024

Aus meiner Puppenreparaturwerkstatt: Puppi

Der Riss, der durch die Puppe Puppi ging, war durch einem Streit unter Geschwistern entstanden. Hinterher tat es den Kindern natürlich leid, einmal mehr weil es sich bei Puppi um ein geliebtes Erbstück handelte, das vor über 40 Jahren von einer Freundin der Familie gemacht worden war. Zum Glück gibt es Puppendoktorinnen.

Weil der Riss so groß und der Stoff ohnehin schon recht dünn war, einigten wir uns darauf, dass Puppi einen neuen Körper bekommen sollte. Dafür trennte ich zunächst Kopf und Körper voneinander. Am Kopf band ich den Hals noch einmal fest ab, entfernte Knötchen und Fusseln aus dem Haar und dann bekam der Kopf eine ordentliche Wäsche, bei der ich das Gesicht sanft mit einer Bürste reinigte und viel Schmutz herausbekam. Das Trocknen dauerte ein, zwei Tage. Währenddessen stellte ich auf der Basis meines Mitzi-Schnittmusters einen neuen Körper her, berücksichtigte dabei so gut es ging Form und Maße des alten. Schließlich nähte ich Kopf und Körper wieder zusammen und fertig war die neue Puppi. Wangenrouge war ausdrücklich nicht gewünscht, auch ok. Kurze Zeit später erreichte mich diese Nachricht: „Puppi ist angekommen und M. war sehr, sehr glücklich, sie wieder in die Arme schließen zu können.“

Wenn ihr eine Puppe habt, die eine Reparatur, Erneuerung oder ein Glow-Up braucht, schickt mir eine Mail an hello@mariengold.net, am besten gleich mit aussagekräftigen Bildern, damit ich mir schon einmal einen Eindruck verschaffen und euch ein maßgeschneidertes Angebot machen kann. Langes Leben für die Puppen liegt mir am Herzen, deshalb helfe ich von Herzen gern weiter.

Alle Details zu meinem Reparaturangebot findet ihr hier, weitere Beiträge zum Thema hier.