Als Laura und ich uns letzten Samstag auf den Weg zum Theater am Schlachthof machten, dem Veranstaltungsort unseres Filzkopfkurses, sie vom Prenzlauer Berg, ich von Zehlendorf aus, hatten wir beide die gleiche Idee: Kastanien sammeln. Der Morgen war sonnig und mild, die Luft frisch und voller Herbstwürze, die Kastanien leuchteten in tiefstem Rotbraun und vor uns lag Runde Vier unseres gemeinsamen Workshops. Mit gefüllten Jackentaschen und voller Vorfreude kam ich heiter und gut durchgewärmt im Friedrichshain an. Wie immer hatte Laura den Raum bereits wunderschön vorbereitet und eine gemütliche und einladende Atmosphäre geschaffen, Kaffee gekocht, Blumen hingestellt und an jedes Detail gedacht. So ein Empfang ist für mich, die ich bei meinen anderen Puppennähkursen immer allein für alles verantwortlich bin, ein großes Glück. Einfach anzukommen, meine Sachen auszupacken, einen Kaffee zu trinken und mit Laura zu plaudern, bevor es losgeht, ist der schönste Einstieg in so einen langen, kreativen Tag.
Dieses Mal waren wir eine eher kleine Runde von sieben Frauen, alle mit Erfahrungen in der Puppenmacherei, eine sogar zertifizierte Porzellanpuppenkünstlerin. Entsprechend entspannt lief der Kurs ab, auch wenn Laura und ich wie immer einige Male die Luft anhielten und uns im Stillen fragten, wie aus den üppigen Wollbergen jemals ansehnliche Puppenköpfe werden sollten. Diese Zweifel kannten wir schon vor den anderen Kursen und wussten (oder ahnten oder hofften), dass auch dieses Mal alles gut gehen würde. Trotzdem dachte ich, ach, hättest du in der Zwischenzeit doch wie eine Weltmeisterin gefilzt, kam aber letztlich wieder zu der Erkenntnis, dass dieser Kurs mit Laura für mich ein gute und wichtige Übung im Loslassen ist. Kontrolle gibt es hier nicht, stattdessen Hingabe an den Moment, die Bereitschaft, mit dem zu gehen, was ist, und zu vertrauen, dass alles genau richtig ist, wenn auch anders als vorgestellt oder gewünscht. Dann wird, nein, dann ist alles gut. Die Augen der Teilnehmerinnen strahlen sowieso die ganze Zeit, einfach weil es Spaß macht, miteinander zu handarbeiten, etwas Neues zu lernen, andere Puppennähverliebte kennenzulernen und einen aufregenden Tag in Berlin zu verbringen. Da nehmen die Filzköpfe wie von selbst Form an, begleitet von Lachen und Seufzen, Stirnrunzeln und Schmunzeln, Glücksgefühlen und Kekslaune. (Laura beschreibt das verflixte Filzen übrigens sehr schön hier.)
Tine hatte wieder ihren Weihnachtswichtel dabei, ein kleines Meisterwerk des mütterlichen Puppenerschaffens. Der fühlte sich pudelwohl zwischen den Kastanien und dem Blumenstrauß, die er sonst wohl nie zu Gesicht bekommt, weil er nur den Advent kennt. Auch die anderen mitgebrachten Puppen wurde geherzt und bewundert, angelacht und durch alle Hände gereicht. Es ist immer wieder ein Fest, diese Vielfalt zu sehen und die Freude der Frauen zu spüren, mit der sie an die neue Technik herangehen. Nicht immer kommt dabei ein perfekter Filzkopf heraus, aber darum geht es in unserem Kurs auch nicht. Vielmehr sehen wir ihn als Werkstatt, in dem nach Herzenslust probiert und experimentiert, gestaltet und gewerkelt, geschwatzt und auch geschmatzt werden darf, denn Kuchen und eine schöne Tasse Kaffee gehören bei uns immer dazu.
Auch nächstes Jahr öffnen wir unseren Werkraum im kleinsten Theater der Stadt wieder für euch. Dann findet unser Filzkopfkurs voraussichtlich im März und September statt. Die genauen Termine und der Anmeldebeginn folgen im November.
Es haben sich auch schon ganz viele Frauen für unser Puppenmacherei-Retreat auf Land gemeldet. Laura und ich freuen uns riesig über das große Interesse. Die Vorbereitungen sind bereits in vollem Gange und schon bald geht es damit hinaus in die Welt. Wenn ihr schon jetzt Lust habt, dabei zu sein, schreibt ganz unverbindlich an hello@mariengold.net. Dann erfahrt ihr die Neuigkeiten als erste.
Mehr zu unserem Filzkopfpuppenprojekt findet ihr hier, das Charlie Bo E-Book zur Herstellung unserer Filzkopfpuppe hier.