Mona ist Künstlerin, seit 23 Jahren stellt sie Puppen her. Sie lebt in einem englischen Küstenort und hat ein kleinen Laden, in dem sie ihre Figuren verkauft. Immer wieder finden auch Frauen zu ihr, die nichts kaufen wollen, die still sind vor Trauer und Kummer, Mütter totgeborener Kinder. Mona weiß diesen Frauen zu helfen, denn auch sie hat schwere Verluste erlitten: der frühe Tod der Mutter in der irischen Heimat, der Abschied vom Vater und die Auswanderung nach England, eine große Liebe, die freudig begrüßte Schwangerschaft und dann eine einzige Nacht, in der sie alles verliert. Mit Hilfe der Puppen gelingt es Mona, den trauernden Frauen Wege aus dem Schmerz zu weisen. Doch was ist mit ihrem eigenen Leben, ihrer Liebe und ihrem Glück?
Mehr möchte ich nicht verraten, denn ich wünsche euch, dass ihr diese wunderbare, berührende Geschichte der britischen Autorin Kit de Waal selbst entdeckt.
Für mich war es ein großes Glück, dass mir dieses Buch von einer aufmerksamen Blogleserin und Kundin empfohlen wurde. Sonst wäre es mir möglicherweise nie begegnet und das hätte eine Lücke hinterlassen, eine unbekannte zwar, aber etwas hätte gefehlt. Beim Lesen gingen mir immer wieder die Worte „Das Gewicht des Lebens“ durch den Kopf und ich erinnerte mich an zahlreiche Begegnungen in meinen Kursen, in denen ich erleben durfte, wie heilsam Puppen und Puppenmachen sein können. Eindringliche Momente und Beobachtungen, die zu Herzen gingen, mir einen dicken Kloß im Hals bescherten und meine Augen feucht werden ließen. In diesen Kreisen der Frauen und Puppen nehme ich immer so viel Liebe, Wärme, Verbundenheit, Sensibilität, Sanftheit, aber auch Mut und Tapferkeit wahr, kurz: alles, was uns Menschen ausmacht, vor allem wenn uns das Leben schon einmal ordentlich durchgeschüttelt hat und wir Leid, Verlust und Trauer durchmachen mussten und das tun wir alle irgendwann. Wir alle spüren dann und wann das Gewicht des Lebens, wie schwer es uns manchmal in den Armen oder auf dem Herzen liegt oder wir es auf unseren Schultern herumschleppen.
Aus der Tiefe zu schöpfen, in unserem Innersten zu wühlen und mit den eigenen Händen, Blut und Schweiß etwas zu erschaffen, noch dazu etwas, das uns selbst so ähnlich ist wie eine Puppe, kann ungeahnte Kräfte freisetzen. Es ist ein gewaltiger Schöpfungsakt, ein Akt der Selbstermächtigung, der uns bis in die Knochen spüren lässt, dass wir unser Leben selbst gestalten können, egal wie ausgeliefert wir uns den Umständen manchmal fühlen. Die Puppe ist dann nicht nur Erzeugnis, sondern euch Zeugin dieser Selbstermächtigung. In ihren Augen erkennen wir unser schöpferisches Selbst. Ihr Herz schlägt, weil wir sie zum Leben erweckt haben. Ihre Arme können Halt geben, weil wir uns in Zeiten größter Not selbst halten. Ihre Füße stehen fest auf dem Boden, trotz dass er unter unseren eigenen manchmal wegbricht. Das ist für mich das eigentliche Wesen von selbstgemachten Puppen und diese zutiefst menschliche, tröstliche und aufbauende Erfahrung zu ermöglichen, ist mir ein wichtiges Anliegen mit meinen Kursen.
Nicht zuletzt davon handelt auch „Die Zeit und was sie heilt“ – denn das tut sie nicht, die Zeit heilt keinen Wunden, aber wir können selbst etwas tun. Wir sind Mitschöpfer, wir können eingreifen, unser Leben aktiv und bewusst formen und ihm Ordnung, Tiefe und Lebendigkeit verleihen. Dieses Tun ist immer auch Ausdruck unserer Hoffnung auf ein gutes Leben. Das ist wahre Stärke, vielleicht die geheime Superkraft gebrochener Herzen.
Weil mir das Buch so gut gefallen hat, möchte ich ein Exemplar verlosen. Dazu lege ich noch ein paar Kleinigkeiten aus meinem Universum, die Goldene Postkarte natürlich, ein Würfelchen Rosen-Handbutter und etwas Feines aus meiner Weihnachtsküche. Wenn ihr gewinnen möchtet, schreibt bis Dienstag Nacht ein E-Mail an hello@mariengold.net.
Wenn ihr mögt, erzählt mir gern – wie letztes Jahr – von eurem schönsten Puppennäh-Moment in 2019 oder worauf ihr euch im kommenden Jahr freut. Die Gewinnerin wird am Mittwoch ausgelost und benachrichtigt und das Päckchen macht sich noch pünktlich zum Fest auf den Weg. Viel Glück euch allen!
(Die Gewinnerin des Buches ist Frauke.)
Kit de Waal: Die Zeit und was sie heilt, Rowohlt Buchverlag, ISBN: 3498074059, 22 Euro.