30. September 2014

Werk-Treffen mit Hintergrundrauschen (Rischrischrischrisch)

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Letzte Woche hat sich unsere kleine, feine Gruppe Berliner Puppenmacherinnen wieder zum gemeinsamen Werkeln getroffen. Mit dabei waren wie immer Anita von Lilla Kirrivi, Julia von Von Kowalke, Laura von 1000 Rehe und ich, Maria von Mariengold.

Inspiriert von unserer Reise zum Puppenfestival in Neustadt hat vor allem Lauras Kunst ganz neuen Schwung bekommen. Zurück in Berlin griff sie gleich zur Filznadel und stellte ihre allererste, fabelhafte Puppe mit einem detailliert ausgeformten Kopf her, der unsere Herzen allesamt nur so zuflogen. Sofort hatten wir Lust, diese Technik gemeinsam in der Gruppe auszuprobieren. Und so wehte der Herbst uns in den Prenzlauer Berg in Lauras Werkstatt, wo wir bei Tee, Nusskuchen und dem beständigen Hintergrundrauschen vier flinker Filznadeln gemeinsam Puppenköpfe modellierten.

Neu ist diese Technik nicht. Schon immer gab es filzbegabte Puppenmacherinnen, die mit tausenden von feinen Nadelstichen Details wie Nase, Augenhöhlen, Wangen und Kinn aus den wollenen Köpfen ihrer Puppen herausarbeiteten. In den letzten zwei Jahren erfuhr das Filzen einen kräftigen Aufwind und verbreitete sich meiner Wahrnehmung nach durch die populären Blogs einiger Vorreiterinnen in Windeseile unter den zeitgenössischen Puppenmacherinnen. Diese bemerkenswerten Puppen mit ihrem völlig neuen Ausdruck sind für mich kleine Wunderwerke, auch wenn sie mir bis heute etwas fremd sind. Wohl weil ich das Schlichte lieber mag oder ich Spätzünderin einfach noch nicht so weit bin – wer weiß?! Gejuckt es mich trotzdem in Fingern. Ich wollte das Filzen unbedingt auszprobieren und hatte richtig Lust, etwas Neues zu lernen. Aber erst einmal stand mir mein Kopf im Weg, durch den wochenlang der Gedanke geisterte, es sei nicht richtig, mit einer Technik zu arbeiten, die andere Puppenmacherinnen lange vor mir für sich entdeckt hatten. So ein Quatsch, sagten alle Frauen vom Fach, bei denen ich das Thema ansprach. Vielmehr ginge es doch darum, aus einer möglichst großen Bandbreite von Techniken und Möglichkeiten zu schöpfen, um den eigenen künstlerischen Ausdruck zu leben und die Puppen seiner Träume herzustellen. Am allerwichtigsten dabei – etwas, das Laura mich immer wieder lehrt: die reine Freude am Tun.

Und die hatten wir. Es war herrlich, was haben wir gelacht über Schnäbel, Schnuten und Weihnachtsmannbärte! Es war ein Riesenspaß, wir haben stundenlang gewerkelt, geplaudert und geschmaust, für mich gab’s noch ein spätes Geburtstagsglück und zu meiner großen Vorfreude haben wir auch schon ein Treffen im November verabredet.

Die Filzerei ist für mich ein Ausprobieren und Herantasten, eine Entdeckungsreise. Momentan habe ich nicht vor, meine Puppenköpfe derart zu modellieren, auch wenn ich hier und da mit einer anderen Technik auch mal einzelne Gesichtspartien meiner Puppen dezent betone. Aber wer weiß schon, was kommt?! Zur Zeit schwanke ich bei solchen Neuigkeiten noch sehr zwischen Machen und Seinlassen, ein Zickzackkurs, der mir seit Monaten vertraut ist, denn bei Mariengold stehen gerade einige grundsätzliche Themen und Fragen auf der Agenda. Umso mehr genieße ich es momentan von Herzen, werkelnd mit meinen Freundinnen zusammen zu sein. Und wenn mich dann so ein verrückter, kleiner Filzkopf anschaut, in Richtung Zukunft blinzelt oder auch nicht, tut das meinem Puppenmacherinnenherz einfach nur gut.

 

 

in: 8Hände