27. September 2021

12erinnerungsstücke2021: Juli, August, September

Als ich Anfang des Jahres die Kiste mit meinen Mariengold-Erinnerungsstücken öffnete, war ich schier überwältigt von der Fülle, die sich mittlerweile angesammelt hat. Eigentlich bin ich überhaupt keine Sammlerin und sortiere in allen Bereichen regelmäßig aus, was ich nicht mehr brauche. Nur diese Kiste bleibt seit 15 Jahren unangetastet. Da lagern viele schöne Schätze und Andenken, die es eigentlich verdient hätten, mal ans Licht geholt zu werden.

So kam mir die Idee für #12erinnerungssstücke2021, eine Aktion, bei der ich jeden Monat diesen Jahres ein Erinnerungsstück von meiner Reise mit Puppen/machen auf meinem Instagram-Account teile. Hier auf dem Blog fasse vier Mal drei Monate zusammen:

Erinnerungsstück 7/12: Auf den Bildern das bin ich, als kleines Mädchen mit fünf oder sechs Jahren und als junge Frau mit Anfang 20, kurz bevor ich selbst ein Kind bekam. Diese beiden Kinder waren und sind mein wichtigstes Warum, die größte Inspiration und der stärkste Herzschlag auf meinem Weg mit den Puppen. Mein Lieblingsdetail ist der winzige, für euch wahrscheinlich nicht erkennbare Goldstern, den ich der kleinen Maria auf die Stirn geklebt habe. Damals wusste ich noch nicht, was dieser Punkt zwischen den Augen zu bedeuten hat. Aber von dem Moment an, wo ich ihm mehr und mehr erlaubte, mich zu führen, war es gut, war es Gold.

Erinnerungsstück 8/12: „Liebe Maria, das Geschenk an unsere Kinder, dein wunderbarer Puppenkurs, war so groß, dass unser Geschenk nur ein Sinnbild unserer Dankbarkeit sein kann. Sei ganz herzlich gegrüßt im Namen aller Eltern und den Puppennähern.“ Von den über 100 Kursen, die ich in den letzten 14 Jahren gegeben habe, ist mir der mit Mädchen und Jungen der 6. Klasse einer Berliner Waldorfschule vor sechs Jahren ganz besonders in Erinnerung geblieben. Das war so ungefähr der lustigste, lauteste, wildeste, lebendigste und anstrengendste Kurs, den ich bisher erlebt habe. Obwohl ich die Arbeit mit den Kindern geliebt habe und mich diese Erfahrung besonders berührt hat, wusste ich danach, dass ich besser als Kursleiterin für Erwachsene tauge und hatte einen Riesenrespekt für alle Lehrerinnen und Lehrer. 

Erinnerungsstück 9/12: Vor ca. zehn Jahren stieß ich in dem Buch „Die Wolfsfrau“ von Clarissa Pinkola Estés auf das russische Märchen „Vasalisa, die Weise“. Darin geht es um ein Mädchen, das von seiner Stiefmutter und deren Töchtern gequält und schließlich fortgeschickt wird. Erst in der Einsamkeit des Waldes besinnt sie sich auf ihre innere Stimme und lernt, Verantwortung für sich zu übernehmen. Die innere Stimme kommt in dem Märchen als kleines Püppchen daher, das Vasalisa vor dem Tod der Mutter von ihr geschenkt bekommen hat und seitdem in ihrer Schürzentasche trägt. Diese Symbolik hat mich damals so stark angesprochen, dass ich das Märchen unbedingt einsprechen wollte. Zwei Bekannte halfen mir bei der Aufnahme und Produktion und im Dezember 2012 veröffentlichte ich es, von mir gelesen und mit wunderschöner Musik untermalt, auf meinem Blog (wo es mittlerweile nicht mehr verfügbar ist). Den nächsten großen Auftritt hatte es 2017 bei der ersten Ausgabe der Landpartie, dem Puppennäh-Workshop meiner Freundin Laura von 1000 Rehe und mir. Wir spielten es an einem Abend ab, während die Frauen Haarkäppchen für ihre Puppen häkelten. Im Raum war eine magische Stimmung, vielleicht war es das erste Mal seit Jahren, das ihnen (und nicht ihren Kindern) ein Märchen vorgelesen wurde. Tränen der Rührung bei der ein oder anderen, nachdem der letzte Ton verklungen war, und auch Lauras und meine Augen glänzten feucht. Ich glaube, es ist dieser Satz von Vasalisa, der einen als Puppenmacherin und Puppennähverliebte direkt ins Herz geht und nicht mehr loslässt: „Wenn ich meine Puppe nur berühren kann und weiß, dass sie bei mir ist, geht es mir schon ein wenig besser.“

Ihr seid übrigens herzlich eingeladen, euch der Aktion jederzeit mit dem Hashtag #12erinnerungsstücke2021 anzuschließen. Dabei könnt ihr euch auf ein bestimmtes Thema beziehen (so wie ich auf das Puppenmachen) oder Monat für Monat frei entscheiden. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr dabei seid und eure liebsten Erinnerungsstücke teilt!

in: Persönliches