Spontane Treffen sind doch die besten! Wofür wir vier Berliner Puppenmacherinnen von 1000 Rehe, Lilla Kirrivi, Von Kowalke und Mariengold sonst wochenlangen Vorlauf brauchen, reichten vor einigen Tagen ein paar knackige E-Mails und kurz darauf gab es ein großes Hallo auf der Textile Art in Kreuzberg. Ein klein wenig fühlte sich diese Kiezreise wie unser Trip zum Puppen-Festival nach Neustadt an. Zum Glück aber ohne Dauerregen und dafür mit Julia im schönsten Sommerkleid!
Die Textile Art ist eine Textilkunstschau, die in diesem Jahr mit zahlreichen Aussstellungen, Verkaufsständen, Workshops, Modenschauen, Filmen und Vorträgen ihr 10. Jubiläum feierte. Dort drehte sich alles ums Quilten, Nähen, Weben, Batiken, Schmuckmachen, Filzen, Klöppeln, Stricken, Seidenmalen, Häkeln, Sticken und was es sonst noch an textilen Künsten gibt. Entsprechend groß war das Angebot und überwältigend die Vielfalt: Genähte Bilder, filigrane Spitze, Fotopapierkleider, kostbare Tuche, gefaltete Lampenschirme, Blütenteppiche, Stickmustertücher, Perlenmeere, Bänderträume, Textilunikate zum Anziehen, Bücherschätze, Farbwundergewebtes, Stoffe und Garne wie im siebten Himmel. Da waren feine Spürnasen gefragt!
Und so trüffelten wir uns – allen voran Laura, die mich mit ihrer Treffsicherheit immer wieder beeindruckt – durch die Veranstaltung und fanden die schönsten Materialien, die beeindruckendsten Kunstwerke und die großartigsten Künstlerinnen. Jeder Raum brachte neue Eindrücke, hinter jeder Ecke wartete eine weitere Facette der Textilkunst und jeder Winkel überraschte mit wieder anderen Farben, Formen und Materialien. Klar, nicht alles gefiel unseren Trüffelnasen, hier und da fehlten die Frische und das gewisse Etwas und für einige Prachtexemplare bot der Ausstellungsort (eine Gemeinschaftsschule im Herzen von Berlin) einen eher skurrilen Rahmen. Aber wir waren total beeindruckt von der Veranstaltung mit ihren vielseitigen, kunstfertigen und nicht zuletzt superfreundlichen Ausstellerinnen, dem Engagement der Schülerinnen und Schüler der Carl-von-Ossietzky-Schule und der Fülle an Impressionen und Ideen, die wir für unsere eigene Arbeit mitnehmen konnten.
Wie erhofft habe ich viele wunderschöne Webarbeiten – insbesondere kunstvoll gewebte Bilder (Ruth Löbe!)- gesehen, große Webstühle und eher kleine, improvisierte Rahmen bestaunt, wohlig intensive Farbbäder genossen und feinste Tücher aus gekreuzten Fäden gestreichelt. All diese Eindrücke haben mich in meinem (mittlerweile jahrelangen, aber wegen Mariengold immer weiter verschobenen) Vorhaben bestärkt, dieses Handwerk endlich mal auszuprobieren und zu erlernen. Vielleicht ja hier?
Am Ende blieb nur eine Frage: Wo bitte geht’s hier zu den Puppen? Wir haben sie gesucht, aber nicht gefunden. Schade, denn wir sind uns einig, dass die Puppenmacherei auch eine Textilkunst ist und sicher eine Bereicherung für die Veranstaltung wäre. Ein bischen geträumt haben wir natürlich schon davon, wie es wohl wäre, gemeinsam dort zu stehen und der Welt zu zeigen, was mit Nadel und Faden und aus Stoffen, Garnen und Fasern noch alles entstehen kann. Wer weiß?!
Die nächste Textile Art findet am 27. und 28. Juni 2015 statt. Details finden sich sicher in einigen Monaten auf dieser Internetseite.